Studenten fühlen sich im Regen stehengelassen: Die Hälfte der Bewohner des Hauses Döbling muss bald umziehen. Teile des Heimes werden abgerissen und stattdessen Wohnungen errichtet.

Foto: Regine Hendrich

Die Studierenden wollen ihre günstige Bleibe allerdings nicht kampflos aufgeben.

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Wien - Neun Quadratmeter, Klo am Gang, durchgesessene Gemeinschaftssofas: Das klingt nicht unbedingt nach Wohntraum. Dennoch kämpfen die Bewohner des Hauses Döbling um ihr Domizil. In dem legendären Studentenwohnheim in bester Lage - Wirtschafts- und Bodenkultur-Uni sind in Gehweite, Haupt-Uni und Campus nur ein paar Bim-Stationen entfernt - leben derzeit mehr als 700 Studierende.

Diese Zahl wird sich halbieren, sobald die Umbaupläne verwirklicht sind. Das Heim gehört der "base - home for students GmbH", einer Tochter der Wien-Holding, die sich wiederum zu 100 Prozent in Besitz der Stadt befindet. Ein anderes Holding-Tochterunternehmen, die Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft (Gesiba), wird bald auf dem Grundstück in der Gymnasiumstraße bauen. 152 Euro pro Quadratmeter hat die Gesiba für das Baurecht gezahlt, das Grundstück selbst gehört der Stadt.

Das alles steht im Gemeinderatsbeschluss nachzulesen, der im Mai 2009 gefällt wurde. Die Studierenden erfuhren aus der Zeitung davon, was ihrer Meinung nach klar dem Heimstatut widerspricht: "Alle das Heimleben betreffenden Fragen sollen möglichst einvernehmlich zwischen dem Heimträger, den Heimbewohnern und der Interessenvertretung gelöst werden", heißt es da. Kommen diese nicht auf einen grünen Zweig, kann ein Schiedsgericht angerufen werden. Das ist in dieser Sache nie passiert.

Angst, Platz zu verlieren

Seit über einem Jahr appelliert eine Gruppe von Studierenden an Politiker, den teilweisen Abriss ihres Heims zu stoppen - bisher ohne Erfolg. Namentlich genannt werden wollen sie nicht, sie fürchten den Verlust des Heimplatzes. Und weg aus Döbling will eigentlich auch niemand: "Es klingt vielleicht komisch, dass wir das alles hier verteidigen", sagt ein Student und sieht sich in dem abgewohnten Gemeinschaftsraum um.

Aber das Haus Döbling sei nun einmal nicht irgendein Studentenheim: Es gibt eine Gehaltsobergrenze für die Eltern der Studierenden und eine Mindestzahl an ausländischen Heimbewohnern, das sorgt für soziale Durchmischung. Vom Band-Probenraum über das Drahtlos-Internet bis zur Mülltrennung organisieren sich die Bewohner hier alles selbst.

Geht es nach der base GmbH, dann soll ein Teil der Studenten von der "base19" (so heißt das Haus Döbling nun offiziell) in die "base 22" in Stadlau oder die "base 11" in Simmering übersiedeln. Auch in der Gymnasiumstraße wird gebaut; die Zimmer werden aber um 100 Euro teurer sein.

Für die Studierenden ist klar, was hinter dem großangelegten Umbau steckt: Statt mit dem Studentenheim, das kostendeckend geführt werden muss, wolle die Wien-Holding mit den Wohnungen in bester Döblinger Lage ordentlich Geld verdienen.

Laut base-Geschäftsführerin Carola Lindenbauer sind jene drei Häuser des Heimes, an deren Stelle die Gesiba-Wohnungen kommen sollen, in einem nicht sanierbaren Zustand. Durch die Übersiedlung der WU würde die Nachfrage in Döbling sinken. Die Abtretung des Baurechts an die Gesiba sei schlicht eine "wirtschaftliche Entscheidung der Stadt" gewesen. (Andrea Heigl/DER STANDARD-Printausgabe, 22.6.2010)