Der Papst auf YouTube

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Wer glaubt, das vatikanische Kommunikationssystem sei generell langsam, irrt. Keine 24 Stunden vergingen nach dem Tod des portugiesischen Nobelpreisträgers José Saramago, und der Osservatore Romano hatte seinen Nachruf auch schon fertig und mit Wörtern wie "populistischer Extremist" und "unverbesserlicher Kommunist" geschmückt - aber das nur am Rande. Weitaus wichtiger: Es gibt einen "Päpstlichen Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel". Dieser entsendet Botschaften an die Gläubigen ("Der Priester und die Seelsorge in der digitalen Welt") und betreibt den poppigen Vatikan-Webauftritt www.pope2you.net, der Livestreams vom Petersplatz ("Pope to you View") und ausführliches Videomaterial anführt und ganz nebenbei belegt, womit sich Benedikt XVI. in langen Wintermonaten befasst hat, während die halbe Welt erbost auf einen nicht und nicht auftauchenden päpstlichen Eil-Tweet zu den Missbrauchsskandalen wartete.

Papst Benedikt feilte an einem Papier, das den Umgang der Kirche mit Youtube und Facebook regeln sollte und sich im Großen und Ganzen mit folgendem Zitat zusammenfassen lässt: "Die digitale Welt stellt Mittel zur Verfügung, die nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Kommunikation bieten, und eröffnet damit in der Tat bemerkenswerte Perspektiven der Aktualisierung in Bezug auf die Verkündigung des Evangeliums."

Und siehe da, die schnelle Kommunikation funktioniert hervorragend: In handlichen, flott geschnittenen Youtube-Clips spricht der Papst topaktuell zu brasilianischen Bischöfen und über Frieden für Kirgistan. Wir erwarten jeden Augenblick den Video-Clip zu Bischof Mixa in iPhone-Version. (Isabella Pohl, DER STANDARD; Printausgabe, 22.6.2010)