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Anthony Liverpool

Foto: AP Photo/Abdeljalil Bounhar

London - Während der diesjährigen Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im marokkanischen Agadir übernimmt Hideuki Wakasa, ein japanischer Geschäftsmann, die Hotelkosten des derzeitigen IWC-Vorsitzenden Anthony Liverpool. Das Reiseunternehmen Japan Tours and Travel Inc. mit Sitz im texanischen Houston habe für Liverpools Aufenthalt im Hotel Atlas Amadil Beach umgerechnet 4.800 Euro gezahlt, berichtete die Londoner Zeitung "The Sunday Times".

Liverpool, der als Botschafter den Karibikstaat Antigua und Barbuda in Japan vertritt, bestätigte, dass seine Hotelkosten von japanischer Seite getragen werden. Dabei handle es sich aber nicht um die Regierung in Tokio, betonte er. Dennoch steht es im Widerspruch zu den Statuten: Nach den IWC-Vereinbarungen kommen die Regierungen selbst für die Kosten ihrer Kommissionsmitglieder, Experten und Berater auf.

Die Angelegenheit hat auch deshalb einen Beigeschmack, weil Japan seit Jahren vorgeworfen wird, die Stimmen von am Walfang selbst nicht interessierten Nationen zu kaufen - gerade kleine Inselstaaten standen dabei immer wieder im Fokus.

Debatte hinter verschlossenen Türen

Die unvermittelt eingesetzte Diskussion um mögliche Bestechung trug ihren Teil dazu bei, dass die eigentlich öffentlich geplante IWC-Sitzung nun doch hinter verschlossenen Türen abgehalten wurde. Dort wurde wie erwartet der sogenannte Kompromissvorschlag über eine kontrollierte Wiedereinführung des kommerziellen Walfangs, der seit 1986 verboten ist, präsentiert. Diesem Vorschlag zufolge sollen Japan, Norwegen und Island weiter Wale jagen dürfen (nun mit offizieller Erlaubnis, nicht durch Hintertürchen wie "wissenschaftlichen Walfang" wie bisher), die Zahl der getöteten Tiere jedoch in den nächsten zehn Jahren reduzieren. Bis 2015 soll die Zahl der zur Tötung zugelassenen Wale jedoch immerhin noch bei 90 Prozent der 2008/2009 getöteten Tiere liegen. Bis 2020 soll die Zahl der gejagten Wale dann sinken. Was danach geschehen soll, ist offen - kein Wunder, dass Tierschützer von dem Vorschlag rein gar nichts halten.

Das Wissenschaftskomitee des IWC kritisiert, dass die vorgeschlagenen Quoten zu hoch seien. Das gelte insbesondere für die Finn- und Minkwale im Nordatlantik. Demnach würde es der IWC-Vorschlag erlauben, bis 2014 insgesamt mehr als 3.800 Wale zu töten, was einer Reduzierung von lediglich acht Prozent gegenüber den aktuellen Quoten entspreche.

Standpunkte

"Es ist unmöglich für Japan, im Endergebnis Fangquoten von Null zu akzeptieren", sagte die japanische Vize-Landwirtschaftsministerin Yasue Funayama. Der japanische Vertreter Hideki Moronuki sagte, der Vorschlag, der auf dem Tisch liegt, sei jedoch "ein guter Anfang". Gert Lindemann, Leiter der deutschen Delegation, sagte, Japan habe sich bereiterklärt, die Fangquoten in den kommenden zehn Jahren um 50 Prozent zu senken. Dies reiche aber nicht aus.

Der französische Minister für nachhaltige Entwicklung, Jean-Louis Borloo, erklärte, der IWC-Vorschlag werde den internationalen Handel mit Walprodukten nicht stoppen und bedeute kein Ende des Fangs für wissenschaftliche Zwecke.

Der WWF kritisierte die Pläne, Walfang auch in Schutzgebieten wieder begrenzt zuzulassen. "Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, wo Wale unbedingt geschützt werden müssen, ist es das Südpolarmeer", sagte WWF-Artenschutzexperte Volker Holmes. Auch Neuseelands Regierung warnte kurz vor dem IWC-Treffen vor einem Rückschritt. (APA/red)