11.299 Euro für eine vollverkleidete 1250er ist eine so harte Ansage, dass die direkte Konkurrenz nur mehr aus dem eigenen Haus kommt.

Foto: Werk

Sich als gestandener Mann ein Motorrad zu kaufen, ist vor allem für Familienväter ein verdammt harter Job, wie man sehr oft hört. Man muss sich zwischen Mutter, Gattin und Hausbank durchargumentieren und dabei Haken schlagen wie ein Hase, dem der Jäger im Suzuki folgt. Und wer da nicht ordentlich an der verbalen Beweisführung zur Unterstreichung der Reduktion auf das Notwendigste arbeitet, endet im besten Fall damit, dass er sich für einen Hunderter das alte Maxi vom vor drei Jahren verstorbenen Nachbarn kaufen darf. In fortschrittlichen Haushalten bekommt man sogar nur die Lizenz zum Elektrofahrrad.

Seit Jahren hat Suzuki ein Herz für uns argumentationsschwache und benzindepperte Männer. Mit der Bandit haben sie ein ordentliches Bike im Portfolio, bei dem selbst die Schwiegermutter nur das halbe Erbe an den Tierschutzverein spendet, wenn sie ihre heißgeliebte Tochter hinten am Bock oben sitzen sieht. Bei der GSX-1250F mörtelt Suzuki jetzt eine Vollverkleidung auf die Bandit. Damit schaut die um Jahre schärfer aus, eignet sich auch für die größere Tour und hat immer noch die Vorteile einer Bandit im Rucksack.

Supersportler als Kaufhilfe

Die eigene Frau kriegt man natürlich auch nur wortakrobatisch auf so einen Bock. Erst weist man darauf hin, dass ein aktuelles Serienbike, wie die R1, die GSXR oder die S1000RR unglaubliche 200 PS hat, und wenn man nur ein bisserl am richtigen Schrauberl dreht, geht da noch viel mehr Kraft heraus, wie man in den Rennserien sieht. Während der Holden jetzt langsam Weiß vor den Augen wird, stechen Sie mit dem Sicherheitsaspekt: "Aber die Radln sind schärfer, als das Chili, das ich gestern für die Buben zum Fußballfinale gemacht habe, und deshalb extrem gefährlich. Der Motor dreht höher als jeder Hubschrauber. Saugefährlich! Die GSX-1250F hat jetzt einen noch größeren Motor, leistet aber nur 98 PS. Unendliche Reserven." Dem Motor dürfte es so gesehen nicht einmal etwas ausmachen, wenn Sie die ersten fünf Jahre zufällig darauf vergessen, das Öl zu wechseln. Und dann noch ABS. Ja sicherer ist nur mehr daheim im Bett zu bleiben, wenn genügend Kondome am Nachtkastl liegen.

Aber bitte, werfen Sie niemals das Drehmoment der Bandit im Rennkleid in den Argumentationspool. 108 Newtonmeter liegen nämlich schon bei unter 4.000 Touren an. Knapp über Standgas arbeitet sich die Bandit mit der Vehemenz eines Presslufthammers durch den kurvigen Asphalt. Unter dem Aspekt ist es vollkommen sinnlos, dass das Sechs-Gang-Getriebe so herrlich abgestimmt ist und man lieber und schneller schaltet, als wenn daheim der Deckel vom Mistkübel nicht mehr ganz zugeht.

Schwer, aber auch schwer in Ordnung

Die 257 Kilogramm, welche die GSX-1250F wiegt, sind natürlich auch ein Sicherheitsaspekt. Der extrem steife Rahmen, der sich bei einem Sturz nicht wie Staniolpapier verformt, hat halt sein Gewicht. Und bei dem Gewicht sind die nicht einmal 100 PS ja quasi gar nichts. Aber wie gesagt, Achtung, nie das Drehmoment erwähnen, und beim Fahren immer vorsichtig Gas geben, wenn einer der Argumentationsgegner mit an Bord ist. Und seien S‘ vorsichtig in den Kurven: Mit dem 180er Hinterradl ist die Banditin nämlich ziemlich agil und wehrt sich nicht gegen Schräglagen. Wenn aber im Zu-Zweit-Modus erst einmal die Funken von den Rasten blitzen, ist es bis zum größeren Donnerwetter auch nimmer weit.

Die schöne Verkleidung hält den Fahrtwind ordentlich ab. Gemeinsam mit dem schön runden Fahrwerk und dem angenehm leisen Auspuff lässt sich also selbst bei halbwegs moderater Fahrt hinten der Eindruck des Bummelns erwecken.

Bei der Bank

Eindruck schinden können Sie mit dem Kauf der 1250er-Suzuki auch, wenn Sie bei der Bank vorsprechen: 11.299 Euro für eine vollverkleidete Maschin mit über 1000 Kubik ist ein Okkasion.

Die Kerle, die jetzt meinen, dieser Typ Männer hätte es schwer, denen kann ich nur sagen: Die haben es noch gut. Wer wie ich mit der Reißerischen lebt, hat es da viel schwerer. Die geht nämlich eine Runde um den Bock, schaut ihn von allen Seiten an und sagt dann: "Mhmmm, fesch, günstig, zieht sicher ordentlich, aber wenn ich mir um 9.599 Euro die halbverkleidete Bandit S kaufe, kann ich mit dem Ersparten oben beim Wirten ein ganzes Jahr lang Schnitzel essen, während ich warte, bis du endlich nachkommst."