Bild nicht mehr verfügbar.

"13cute", "Lolly" oder "1st-suk" - die Dateinamen von Kinderpornobildern (hier bei einem Vortrag) verraten, was sich dahinter verbirgt. In einschlägigen Foren tauschte auch der verhaftete Wiener.

Foto: Reuters

Wien - Es ist der größte Erfolg gegen einen Einzeltäter, der der österreichischen Exekutive im Kampf gegen die Kinderpornografie je gelungen ist. Ein 53-jähriger Frühpensionist aus Wien wurde schon im April verhaftet, wie am Freitag bekannt geworden ist. Der mutmaßliche Täter, der noch in Untersuchungshaft sitzt, soll nicht nur Konsument von mehr als einer Million Bildern gewesen sein: Die Polizei ist überzeugt, dass er auch die fünf beziehungsweise sechs Jahre alten Töchter einer Frau missbraucht hat, die bei ihm gewohnt hatte.

Der Tipp war aus Deutschland gekommen, Fahnder hatten dort registriert, dass ein Österreicher in einer einschlägigen Tauschbörse hoch aktiv war. Besondere Vorsichtsmaßnahmen hat der Mann nicht getroffen - über seine IP-Adresse, mit der ein Computer im Internet identifiziert werden kann, konnte der Verdächtige ausgeforscht werden.

Als die Beamten des Wiener Landeskriminalamtes dann mit einem Hausdurchsuchungsbefehl in der Wohnung auftauchten, wussten sie bald, dass viel Arbeit auf sie zukommt. Acht Festplatten, einen PC, einen Laptop und 250 DVDs stellten die Ermittler sicher.

Im Bundeskriminalamt, wo man für die Auswertung der Datenmenge auch eine eigene Software einsetzt, war man über den Umfang überrascht. Rund eine Million Bilder von fast nackten Mädchen und Buben unter 14 sowie mehr als 30.000 Bilder, auf denen sexuelle Handlungen an Kindern zu sehen waren. Mit Fotos gab sich der Mann nicht zufrieden: Auch 450 Filme mit Missbrauch von Babys und Kindern fand man.

Verdacht auf Missbrauch

Während der Frühpensionist bei der Einvernahme den Kinderpornobesitz mit der Begründung, ihm gefalle so etwas, eingestand, bestritt er einen weiteren Vorwurf. Als die Kriminalisten die - nicht pornografischen - Bilder von asiatischen Kindern fand, begannen sie nachzubohren. Es stellte sich heraus, dass der Mann nach seiner Scheidung vor drei Jahren eine Thailänderin mit ihren beiden kleinen Kindern bei sich wohnen ließ. Die Frau ist mittlerweile ausgezogen, bei der Befragung der Kinder sagten diese aber aus, sexuell missbraucht worden zu sein.

Der Mann dagegen sagte, es habe nur "herumgeblödelt" und sie auf seinem Schoß sitzen lassen. Hinweise auf andere mögliche Opfer gibt es derzeit nicht, der Mann soll von der Außenwelt fast isoliert gelebt haben.

Insgesamt zeigt sich beim Problemfeld der Kinderpornografie ein klarer Trend nach oben. Gab es im Jahr 1998 erst 57 Anzeigen, waren es zehn Jahre später bereits 862. Zu Verfahren wegen des entsprechenden Paragrafen 207a kam es aber in deutlich weniger Fällen. 179 Verurteilungen finden sich in der gerichtlichen Kriminalstatistik der Statistik Austria.

Auch die Bevölkerung ist sensibler geworden. Bei der ebenfalls im Bundeskriminalamt angesiedelten Meldestelle für Kinderpornografie, an die sich Privatpersonen via Internet melden können, wurden im Vorjahr fast 5500 verdächtige Webseiten gemeldet. Im Jahr 2007 war dieser Wert erst bei knapp 3700 gelegen.

Bei den Inhalten selbst zeigt sich ein zunehmender Trend zur Brutalität, sagt Ewald Ebner vom Bundeskriminalamt zur Austria Presse Agentur. Die Produktion habe sich von Ländern Osteuropas nach Südostasien verlagert. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 19.6.2010)