Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten auch in der vergangenen Woche Zugewinne.
Die positive Performance von 2,58% im Stoxx 600 wurde insbesondere von der
überdurchschnittlichen Performance von Banken (+6%) und Versicherungen (+4%)
unterstützt. Dementsprechend stieg der Eurostoxx 50 um 4,58%. Die Investoren zeigten sich
somit erfreut über die Ankündigung, dass die Ergebnisse der Stresstests von Großbanken
wahrscheinlich veröffentlicht werden sollen. Mit der Offenlegung könnten derzeitige
Unsicherheiten ausgeräumt werden. Die Ankündigung der Stresstest wirkte sich auch leicht
positiv auf die Interbankenspreads aus. Der TED- Spread fiel um 2BP auf 44BP. Insgesamt
stiegen alle 19 Sektoren und 79% der Aktien im Stoxx 600 auf Wochensicht, was für eine
positive Verfassung des Marktes auf Basis der Marktbreite spricht.

Der ZEW Index spiegelte eine ernsthafte Eintrübung der Stimmung wider: die
Erwartungskomponente fiel von 45,8 auf 28,7 und somit auf den tiefsten Wert seit letztem April.
Der Trend der Erwartungen ist somit schon seit September 2009 fallend. Einzig im April sind
die Erwartungen kurzfristig gestiegen. Die aktuelle Lage wurde im Einklang mit dem Anstieg
der Industrieproduktion erneut besser eingeschätzt. Diese Bewegung deutet auf Besorgnisse
bezüglich des Risikos einer erneuten wirtschaftlichen Eintrübung hin, welche von der
Staatsverschuldung und den damit einhergehenden Finanzmarktturbulenzen ausgehen könnte.
Falls diese in die Realwirtschaft überschwappen, könnte die moderate wirtschaftliche Erholung
in der Tat gefährdet sein, da der Wegfall staatlicher Unterstützungsmassnahmen durch einen
stimmungsbedingten Nachfragerückgang von Seiten der Privatwirtschaft verstärkt werden
könnte.

Die deutsche Stahlindustrie um ThyssenKrupp und Salzgitter hat ihre Produktionsprognose
nach oben geschraubt. Die Rohstahlproduktion in Deutschland werde 2010 im Vergleich zum
Vorjahr voraussichtlich um 30% steigen. Bisher war man von einer Steigerung um lediglich
15% ausgegangen. Von einer Normalisierung könne aber noch keine Rede sein, warnte der
Verbandspräsident. Die konjunkturelle Lage sei weiterhin labil.

Im Mai ist die Rohstahlproduktion in Deutschland auf den höchsten Stand des Jahres
gestiegen. Von Januar bis Mai lag sie 67% über dem Vorjahreswert. Sorge bereiten der
Branche unter anderem die drastisch gestiegenen Kosten für Kokskohle und Eisenerz. Rio
Tinto, BHP Billiton und Vale hatten zum zweiten Quartal Preiserhöhungen für Eisenerz von
rund 100% durchgesetzt. Die Stahlkonzerne wollen die Preiserhöhungen an ihre Kunden
weitergeben. Zum dritten Quartal plant etwa ThyssenKrupp Unternehmenskreisen zufolge
einen weiteren Aufschlag.

BP stellt USD 20 Mrd. für die Beseitigung der Ölpest im Golf von Mexiko bereit. Der Konzern
wird das Geld in einen unabhängigen Entschädigungsfonds einzahlen. Finanzieren will BP die
Zahlung in den Fonds nach eigenen Angaben über ein Aussetzen der Dividendenzahlung für
vier Quartale, das Rückfahren von Investitionen und den Verkauf von Vermögenswerten im
Umfang von zehn Milliarden Dollar. Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit von BP um zwei
Noten heruntergestuft. Das Unternehmen wird nunmehr mit A bewertet, da es noch immer
äußerst ungewiss ist, welche Belastungen auf BP wegen der Ölpest im Golf von Mexiko
zukommen. Die Agentur schloss zugleich eine weitere Senkung der Bonität nicht aus. Fitch hat
die Kreditwürdigkeit des Öl-Multis am Montag auf BBB herabgestuft, zwei Stufen über
Ramschstatus. Wir raten weiterhin von einem Investment in die Aktie ab.

Der kriselnde Maschinenbauer Heidelberger Druck will mit einer Kapitalerhöhung seine
Schulden reduzieren und die Eigenkapitalstruktur verbessern. Die vom Vorstand
vorgeschlagene Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht der bestehenden Aktionäre soll einen
Bruttoemissionserlös von EUR 420 Mio. einbringen.

Nokia bekommt seine Probleme auf dem boomenden Smartphone-Markt nicht in den Griff. Die
Finnen warnten vor schwächeren Umsätzen ihrer Handysparte im laufenden Quartal. Die
Nokia-Aktie gab daraufhin zwischenzeitlich mehr als 11% nach und fiel auf den tiefsten Stand
seit März 2009.

Infineon hat derweil JP Morgan engagiert, um einen Verkauf seiner Handychip-Sparte zu
sondieren. Die Bank soll alle strategischen Möglichkeiten für die Sparte bis hin zu einer
Veräußerung analysieren. In den vergangenen Wochen hat Infineon bereits Gespräche mit
Intel zu dem Thema geführt. Der Spartenverkauf könne Infineon zwar Milliarden einbringen,
der Verkauf ist im Konzern aber nicht unumstritten. Infineon beliefert unter anderem Apple mit
Komponenten für das iPhone und den iPad. SAP will den kleineren Konkurrenten Software AG
nach eigenen Angaben vorerst nicht kaufen.

Spanien plant wie zu erwarten eine Kürzung der Solar-Beihilfen. Die Regierung in Madrid
arbeitet an einem neuen Subventionsprogramm für den Bereich Erneuerbare Energien, das
wohl noch vor Monatsende vorgestellt wird. Es wird erwartet, dass die Solarindustrie die
größten Einbußen verkraften muss. Schätzungen zufolge ist eine Kappung der Subventionen
für bestehende Solarkraftwerke um 30% geplant. Für die Errichtung künftiger Anlagen ist eine
Kürzung von 45% wahrscheinlich, und für Anlagen auf dem Dach von 25%.

Sainsbury hat trotz Konsumflaute den Umsatz gesteigert. Die Erlöse kletterten in Q1 bis zum
12. Juni um 7,6%. Auf vergleichbarer Basis und ohne Berücksichtigung der gestiegenen
Benzinpreise erhöhte sich der Umsatz um 1,1%. Insbesondere ist der Handel in den neu
eröffneten Geschäften besser als erwartet gelaufen. Zudem hätte das Online-Geschäft und der
Non-Food-Bereich geholfen. Auch Sainsbury geht wie die Konkurrenz davon aus, dass der
Markt in Großbritannien schwierig bleibt. Die Einzelhändler sehen sich mit wenig
konsumfreudigen Briten konfrontiert. Stimmung und Geldbeutel dürften durch den erwarteten
Nothaushalt der neuen konservativ-liberalen Regierung weiter belastet werden.