William S. Burroughs und Jack Kerouac, "Und die Nilpferde kochten in ihren Becken". € 25,20 / 320 min. Der Audio Verlag, Berlin 2010

Foto: Der Audio Verlag

Ein Buch, das so nah an der Realität entlang geschrieben wurde, dass mehr als 60 Jahre verstreichen mussten, bis es gedruckt wurde - das ist der 1944/45 entstandene, erst 2008 publizierte Roman Und die Nilpferde kochten in ihren Becken, ein Gemeinschaftswerk von William S. Burroughs und Jack Kerouac. Der Harvard-Studienabbrecher Burroughs und Kerouac, der Columbia University verwiesen und wegen psychischer Probleme aus der Handelsmarine entlassen, waren Heroen der Beat-Literatur. Kaum verschleiert erzählten sie eine Geschichte aus ihrem Freundeskreis nach, die sich um homosexuelle Liebe drehte und 1944 mit einem Totschlag endete. Ein Fall, der damals New Yorker Literaten in den Bann schlug (auch einen Redaktionspraktikanten namens Truman Capote). Burroughs' Held in dem zweistimmigen Roman ist Will Dennison, ein Barkeeper und Detektiv, der von Kerouac der Handelsmatrose Mike Ryko. Merkwürdig, wie rasch man auseinanderhalten kann, wer welches Kapitel geschrieben hat. Burroughs spielt mit literarischen Versatzstücken, Kerouac müht sich ab, die Richtungs- und Entschlusslosigkeit der New Yorker Bohemiens zu schildern. Felix Goeser und Florian von Manteuffel haben das vortrefflich eingelesen. Wobei Manteuffel als Ryko noch besser als Goeser den gewalttätig gelangweilten Grundtonfall trifft. Alexander Kluy