Foto: Hoffmann und Campe

Exakt ein Vierteljahrhundert lang, von 1831 bis zu seinem Tod in Jahr 1856, hat Heinrich Heine in Paris gelebt: Als Schriftsteller, Journalist, mit allen Berühmtheiten der Zeit vertrauter Salonlöwe und schließlich als armseliger Gefangener der "Matratzengruft" . Seine Reportagen und Feuilletons gelten in Frankreich und in Deutschland noch heute als wichtige historische Quellen für die Geschichte der Julimonarchie und von Paris, der "Hauptstadt des 19. Jahrhunderts" (Walter Benjamin).

Die beiden Heine-Spezialisten Gerhard Höhn und Christian Liedtke haben in dem ansprechend gestalteten Büchlein Auf der Spitze der Welt das Kunststück zuwege gebracht, eine nur knapp 130 Seiten starke Doppelbiografie der französischen Metropole und des deutschen Dichters zu verfassen, welche gleichwohl an Faktenreichtum und Klarheit der Darstellung nichts zu wünschen übrig lässt.

Das Buch ermöglicht es dem Leser, sich - in der Fantasie oder auch in der Wirklichkeit - auf den Spuren des großen Dichters und Vielfachumziehers durch Paris zu bewegen: 16 Wohn- und Postadressen, die meisten im neunten Arrondissement, sind von ihm bekannt; er ruht auf dem Friedhof Montmartre, wo sein Grab immer noch "ein lebendiger Wallfahrtsort der Literatur" ist: "Und als Totenlampen schweben, nachts die Sterne über mir." (Christoph Winder, DER STANDARD/Printausgabe 19.6./20.6.2010)