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Auf dem Archivfoto vom 10. Juli 1950 sind US-Soldaten in Korea zu sehen - zum 60. Jahrestag des Kriegsbeginns hat die CIA Dokumente veröffentlicht.

Foto: AP

Langley - Der US-Geheimdienst CIA ist vor 60 Jahren von den Vorgängen auf der geteilten koreanischen Halbinsel "kalt erwischt" worden, wie aus jetzt veröffentlichten Dokumenten hervorgeht. Die USA seien vom Vorrücken der nordkoreanischen Truppen über den 38. Breitengrad nach Süden am 25. Juni 1950 überrascht worden, heißt es in einer CIA-Analyse, die zu den 1.300 der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Dokumenten zählt. Von der massiven chinesischen Intervention vier Monate später sei die US-Führung abermals überrascht worden.

Die Veröffentlichung der CIA-Dokumente erfolgte zum 60. Jahrestag des Beginns des Koreakrieges. Dazu zählen Geheimdienstdossiers, Korrespondenzen und Berichte ausländischer Medien über die Geschehnisse in der Region. CIA-Vizeabteilungsdirektor Peter Clement erklärte, die Unterlagen zeigten, dass die CIA zu jener Zeit "nicht sehr gut organisiert gewesen" sei. Die Teilung der Halbinsel war im Februar 1945 auf der Konferenz von Jalta zwischen USA und Sowjetunion vereinbart worden; für den Fall militärischer Operationen gegen Japan wurde der 38. Breitengrad als Demarkationslinie festgelegt.

Memoiren Chruschtschows

Das Ausmaß der sowjetischen Mitwirkung am Ausbruch des Koreakrieges ist nach wie vor unklar. Doch sehen Historiker keinen nennenswerten Grund, an einer Information zu zweifeln, die in den Memoiren von Nikita Chruschtschows enthalten ist: Stalin hatte den Plan des nordkoreanischen Führers Kim Il-sung für eine Invasion Südkoreas gebilligt, wenngleich nicht ohne Besorgnis hinsichtlich eines möglichen amerikanischen Eingreifens. Stalin sah seine Vorbehalte schließlich durch eine Erklärung von US-Außenminister Dean Acheson entkräftet, in welcher es dieser im Jänner 1950 unterlassen hatte, das Korea-Problem in den Kreis der "lebenswichtigen Interessen" der Vereinigten Staaten einzubeziehen. Auch war für die Sowjetunion die Verlockung groß, sich durch die Wiedervereinigung Koreas unter kommunistischer Führung die Kontrolle der südlichen Warmwasserhäfen zu sichern.

Durch den Umstand, dass Moskau gerade zum Zeitpunkt der Invasion den UNO-Sicherheitsrat boykottierte, hatte es sich seines Vetorechts entledigt und den Amerikanern erlaubt, ihr militärisches Eingreifen mit UNO-Mandat als weltpolitische Polizeiaktion auszugeben. Der Kalte Krieg schlug vorübergehend in einen "heißen" um, der allerdings begrenzt gehalten wurde. US-Präsident Harry Truman setzte General Douglas McArthur ab, als dieser darauf bestand, seine Gegenoffensive über den Yalu-Fluss auf chinesisches Gebiet auszudehnen. Die Volksrepublik China unterstützte Nordkorea mit einer Armee von einer Million "Freiwilligen".

Waffenstillstand

Als der Koreakrieg nach drei Jahren mit einem Waffenstillstand endete, unter dem die geteilte Halbinsel bis zum heutigen Tag lebt, war die Minimalforderung der UNO erfüllt, "die Aggression zurückzuwerfen", was aber nur die Herstellung des Status quo ante bedeutete. Doch weltpolitisch ereignete sich viel mehr: Die NATO, ein Jahr vor dem Ausbruch des Koreakrieges gegründet, erhielt durch ihn erst ihren eigentlichen Impuls und setzte die Wiederbewaffnung Westdeutschlands durch - was Stalin aber nicht mehr erleben musste. (APA/apn)