Der altägyptische König Djoser ließ diese Stufenpyramide errichten. Nach neuen Berechnungen dürfte diese etwas älter sein als bisher angenommen.

Foto: Anita Quiles

Wien - Die Ägyptologie und die Archäologie sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren - nämlich mehr oder weniger traditionelle Geisteswissenschaften: Erst im Februar hatten Genetiker nach DNA-Analysen der Gebeine von Tutanchamun und seiner Familie Licht in seine Verwandtschaftsverhältnisse gebracht.

Diesmal ist es ein internationales Team von Physikern mit Wiener Beteiligung, die mit neuen Erkenntnissen zur Chronologie des Alten Ägypten aufwartet: Dank neuartiger Kombinationen der 14C-Methode mit Computeranalysen sowie ausgesuchten Proben zur Altersbestimmung konnten nicht nur Datierungen bestätigt, sondern auch einige Neudatierungen vorgeschlagen werden, wie Eva Maria Wild von der Uni Wien auf Anfrage des Standard erklärt.

Die Isotopenforscherin hat gemeinsam mit Kollegen aus England, Frankreich und Israel 211 pflanzliche Objekte aus dem Alten Ägypten untersucht, die von einer Kollegin unter anderem im Metropolitan Museum in New York oder im Kunsthistorischen Museum in Wien aufgespürt wurden und bestimmten Königsdynastien zeitlich zugeordnet werden konnten.

Das Prinzip der 14C-Methode besteht darin, aufgrund des radioaktiven Zerfalls des Kohlenstoff-Isotops 14C nach dem Tod eines Organismus auf das Alter der Überreste zu schließen. Kurzlebige pflanzliche Materialien wie Samenkörner, Früchte, Leinen, Papyrii sind deshalb besonders so gut für die 14C-Methode geeignet, so Wild, weil es kaum Effekte gibt, die deren Alter verfälschen können. Von diesen pflanzlichen Überresten wurden dann Proben in der Größe eines Weizenkorns entnommen und speziellen Beschleunigern wie dem Vera (Vienna Environmental Research Accelerator) in Wien untersucht.

Wie die Forscher im US-Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 328, S. 1554) schreiben, bestätigten sich viele der bisherigen Daten. Sie schlagen aber auch die eine oder andere Neudatierung vor: So habe Djoser, der zweite altägyptische König der 3. Dynastie, nicht um 2592 vor unserer Zeitrechnung sein Amt angetreten, sondern zwischen 2691 und 2625.

Dass die Ägyptologen widersprechen könnten, ist für den englischen Ko-Autor Michael Dee, der gerade auf Wien-Besuch ist, kein Problem: "Kritik gehört zur Wissenschaft, und nur dadurch verbessert sich unser Wissen." (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. Juni 2010)