Zwei Hoffnungsprojekte dieser Welt sind in ernsthaften Schwierigkeiten: Der amerikanische Präsident Barack Obama droht seine Führungsfähigkeit zu verlieren, weil in den USA und international der Glaube an seine Führungsfähigkeiten verlorengeht. Seine Reaktion auf die Ölpest war inadäquat, so wie vorher schon seine Reaktion auf die Exzesse der Finanzwirtschaft. Zögern, zögern und dann eine Rede halten - das reicht nicht mehr.

Die EU hingegen ist in existenziellen Schwierigkeiten. Es ist eine ferne, sehr ferne Möglichkeit, dass die Eurozone auseinanderbricht. Und dann wird es auch die EU nicht mehr lange geben.

Die Wahrheit ist, dass sich die EU genau zu dem entwickeln muss, was sehr viele immer noch nicht wollen: zu einem Raum ganz eng koordinierter Wirtschafts- und Finanzpolitik mit immer geringerem nationalem Spielraum. Und selbstverständlich zu einer Haftungsgemeinschaft, wo man sich gegenseitig auch finanziell beisteht.

Die Wahrscheinlichkeit ist fast 100 Prozent, dass beide (Un-)Fälle nicht eintreten werden: Barack Obama wird nicht ein Präsident mit nur einer Amtszeit werden und die EU wird nicht auseinanderbrechen. Aber ganz sicher kann man eben nicht sein.

Langsam sickert ein, dass wir in ziemlich dramatischen Zeiten leben - mit der Möglichkeit, dass plötzlich alles im Graben landet. Vielleicht führt das zu weniger kindischen Debatten. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2010)