Wien - Zeitungszar und Hundestreichler, Cato und Aurelius, Kunstsammler und Kampagnenmeister: Hans Dichand, eine der prägendsten Persönlichkeiten der Zweiten Republik, ist am Donnerstag 89-jährig gestorben. Er galt als genialster Verleger der österreichischen Zeitungsgeschichte, dem stets attestiert wurde, die auflagenstärkste Zeitung des Landes ebenso im Griff zu haben wir die heimische Politik. Doch rief sein Wirken und Werken nicht nur Bewunderer auf den Plan - vielen galt er als verhasster Manipulator von Politik und "Volkes Stimme". Sein Grab am Grinzinger Friedhof hatte sich Dichand bereits vor Jahren erworben - den Grabstein, so war es sein Wunsch, wird anstatt eines frommen Nachrufs nur der Name Dichand zieren: "In meiner kleinen Welt muss das genügen."

1921 in Graz geboren

Dichand wurde am 29. Jänner 1921 in Graz als Sohn eines selbstständigen Schuhmacher-Unternehmers geboren. Nach einer Druckerlehre meldete er sich im Jahr 1940 freiwillig zur Kriegsmarine, wo er 1941 schwer verwundet wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er in die Steiermark zurück, sammelte erste journalistische Erfahrungen beim englischen Nachrichtendienst und wurde 1946 Chefredakteur der "Murtaler Zeitung". In den Jahren 1949 bis 1955 machte er die "Kleine Zeitung" zum größten Bundesländerblatt bevor er als Chefredakteur des "Kurier" nach Wien wechselte. Auch der "Kurier" wurde unter Dichands Führung zum Erfolgsblatt und zur größten Zeitung des Landes.

"Volkszeitung" "Krone"

1959 verwirklichte Dichand seine Idee einer "Volkszeitung". Mit Unterstützung des damaligen ÖGB-Präsidenten Franz Olah, der ihm den Startkredit vermittelte, und mit dem Marketingmann Kurt Falk ("Persil") für Vertrieb und Verwaltung an seiner Seite, erwarb er den Titel "Kronen Zeitung" und brachte das Blatt auf den Markt. Bereits im dritten Jahr seiner Existenz schrieb es eine Million Schilling Gewinn und konnte sich seit Anfang der 70er Jahre als die unangefochten größte Zeitung des Landes bezeichnen.

Schlacht um die "Krone"

1986 trennte sich Falk von seinem Hälfteanteil an der Zeitung, dank des Einstiegs der deutschen WAZ-Gruppe in die Zeitung konnte Dichand seinen ehemaligen Kompagnon auszahlen. Wirklich harmonisch war auch das Verhältnis mit dem deutschen Mitbesitzer nicht. Spätestens, als Dichand seinen Sohn Christoph 2001 zum Chefredakteur ausrief, krachte es im Gebälk. Langjährige Weggefährten wie Friedrich "Bibi" Dragon oder Michael Kuhn blieben in der Schlacht um die "Krone", wie das jahrelange Geschehen dramatisch, wenn auch durchaus treffend bezeichnet wurde, auf der Strecke. Ende des vergangenen Jahrzehnts kehrte etwas Ruhe ein. Die Spekulationen über einen Ausstieg der WAZ erhielten aber immer wieder neue Nahrung, zuletzt erst im Mai dieses Jahres.

Schon zu Jahresanfang gab es Berichte über Folgen der Wirtschaftskrise auf Dichands persönliches Einkommen: Demnach sollte Dichand auf seinen Vorabgewinn in der Höhe von mehr als 700.000 Euro pro Monat verzichten, um negatives Eigenkapital zum Jahresende zu verhindern. Eine Bestätigung gab es freilich nicht.

Dichand hinterlässt drei Kinder - "Krone"-Chefredakteur Christoph, Michael, Johanna - und war mehrfacher Großvater. Seine Schwiegertochter Eva führt die Gratiszeitung "Heute", wenn auch Verbindungen zwischen den beiden Kleinformaten stets vehement bestritten werden. Der Millionär und erklärte Paris-Liebhaber war darüber hinaus einer der bedeutendsten Kunstsammler Österreich. Er bewohnte eine großzügige, von Stararchitekt Wilhelm Holzbauer geplante Villa im Wiener Kaasgraben in Döbling. Daneben unterhielt er Feriensitze am Attersee neben der Familie Waldheim, in Lech am Arlberg und an der sardischen Costa Smeralda. In seiner Freizeit segelte Dichand gerne auf dem Attersee, um "mit der Natur allein zu sein", wie er erklärte. (APA)