Bild nicht mehr verfügbar.

Der Jong Tae-se Englands, also Wayne Rooney, freut sich vor der Partie gegen Algerien schon auf Deutschland.

Foto: APA/EPA/Vennenbernd

Kapstadt - Der Nordkoreaner Jong Tae-se, Wayne Rooney Asiens genannt, könnte in Deutschland landen. Absteiger Bochum hat Interesse am 26-jährigen Stürmer von Kawasaki Frontale bekundet. Der Jong Tae-se Englands, also Wayne Rooney, wird wohl nie in der deutschen Bundesliga landen, aber er will unbedingt gegen Deutschland spielen. "Ich will sie aus dem Turnier werfen" , sagte der 24-jährige Sohn eines ehemaligen Preisboxers aus Liverpool vor dem zweiten WM-Auftritt der Three Lions am Freitag in Kapstadt gegen Algerien (20.30).

Der Wunsch reift bei Rooney schon seit Wochen, seit dem Scheitern von Manchester United im Viertelfinale der Champions League am FC Bayern Anfang April. Im Hinspiel zu München erlitt Rooney jene Knöchelverletzung, die ihn nach Südafrika begleitet hat und noch immer behindert. Der Groll wuchs, als Franz Beckenbauer Englands Erstauftritt in Südafrika, das 1:1 gegen die USA, in seiner Kolumne in der südafrikanischen Times als "Schritt rückwärts in die Zeiten des Kick and Rush" gegeißelt hatte.

"Beckenbauers Kommentare interessieren uns doch genau gar nicht. Wir hören da gar nicht hin" , sagte Rooney, dem sich ja schon am 26. Juni die Gelegenheit zur Genugtuung bieten könnte. Denn da treffen einander der Gewinner der Deutschland-Gruppe D und der Zweitplatzierte der England-Gruppe C in Rustenburg. Immerhin zweifelt Rooney ungeachtet der müden Vorstellung gegen die USA nicht daran, dass England die K.-o.-Phase erreicht und dort für Furore sorgen kann. "Ich habe bei der WM noch kein Team gesehen, vor dem wir Angst haben müssten."

Kein Tormannproblem

Schon gar nicht vor Algerien, das wohl auch im dritten Versuch nach 1982 und 1986 in der Vorrunde scheitern dürfte. Das Glück der Nordafrikaner könnte sein, dass Teamchef Rabah Saadane keine Rücksicht auf das Nervenkostüm seines Einser-Torhüters nehmen muss. Faouzi Chaouchi, der sich beim 0:1 gegen Slowenien verheerend vergriffen hatte, laboriert an einer Knieverletzung, kann nicht eingesetzt werden.

Kollege Fabio Capello hat dieses Glück nicht, Robert Green, der gegen die USA noch schwerer patzte, ist fit, könnte also spielen.

Capello neigt dazu, aus Rücksicht auf das möglicherweise später im Turnier noch benötigte Selbstwertgefühl des 30-jährigen Schlussmanns von West Ham, Green eine weitere Chance zu geben.

Also suchte und fand der 61-jährige Friulaner die Schuld an Greens Blackout beim WM-Ball Jabulani. "Dieser Ball ist der schlechteste, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Für die Torhüter ist es unmöglich, die Flugbahn zu erkennen. Und er ist manchmal unmöglich zu kontrollieren" , sagte er.

Der Chef

Seine Spieler, mit Ausnahme von Green und David "Calamity" James, der diesbezüglich Ansprüche schon öffentlich gestellt hat, sollen sich den erst 23-jährigen Joe Hart von Birmingham City im Tor wünschen. Offiziell stehen sie aber auch in dieser Frage voll hinter Capello und verbitten sich jede Kritik am Fußballlehrer. "Er ist Fabio Capello. Schaut euch an, was er in seiner Karriere erreicht hat, schon allein mit England. Schaut euch an, wie wir uns qualifiziert haben" , forderte Liverpools Verteidiger Jamie Carragher.

Capello hat die kaiserliche Schmähung des englischen Kicks ebenfalls vernommen und gleich zu Teambuilding-Zwecken verwendet. "Deutschland hat nur Angst vor uns."

Ganz Gegenteiliges behauptet Michael Ballack, der wie Beckenbauer Senf zur südafrikanischen Times abgibt. Der wegen einer Verletzung WM-verhinderte Kapitän der Deutschen ortet Probleme mit dem Selbstbewusstsein der englischen Spieler. Er habe das Gefühl, "dass sie ihre Vergangenheit einschüchtert. Uns ist stets bewusst, dass unsere Gegner lieber nicht auf Deutschland treffen würden. Wir haben uns ihren Respekt verdient und spüren die Angst auf dem Platz."

Ballack könnte seine These bald noch eingehender diskutieren. Wenn Manchester United Ernst macht und sein Interesse am bei Chelsea nicht mehr benötigten Deutschen in einen Vertrag umsetzt - zum Beispiel mit dem Jong Tae-se Englands. (sid, lü, DER STANDARD Printausgabe, 18.6.2010)

 

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-WM-Spiel zwischen England und Algerien am Freitag: 

Gruppe C (2. Runde):

ENGLAND - ALGERIEN (20.30 Uhr, Kapstadt, Green-Point-Stadion, SR Rawschan Irmatow/Usbekistan)

England: 12 Green - 2 Johnson, 18 Carragher, 6 Terry, 3 A. Cole - 7 Lennon, 14 Barry, 8 Lampard, 4 Gerrard, 11 J. Cole - 10 Rooney

Ersatz: 1 James, 23 Hart - 5 Dawson, 15 Upson, 13 Warnock, 22 Carrick, 16 Milner, 17 Wright Philips, 19 Defoe, 9 Crouch, 21 Heskey

Es fehlt: 20 King (Leistenverletzung)

Teamchef: Fabio Capello (ITA)

Algerien: 16 Chaouchi/23 Ouheb Mbouli - 2 Bougherra, 5 Halliche, 4 Yahia, 3 Belhadj - 13 Matmour, 19 Yebda, 8 Lacen, 15 Ziani - 21 Kadir, 11 Djebbour

Ersatz: 1 Gaouaoui - 7 Boudebouz, 17 Guedioura, 10 Saifi, 14 Laifaoui, 18 Medjani, 6 Mansouri, 12 Belaid, 6 Abdoun, 20 Mesbah

Fraglich: 16 Chaouchi (Knieverletzung)

Es fehlt: 9 Abdelkader Ghezzal (gesperrt)

Teamchef: Rabah Saadane