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Noch ist die Akropolis nicht zu haben: Chinas Vizepremier Zhang Dejiang auf Kauftour.

Foto: AP/Petros Giannakouris

Wegen der Schuldenkrise hat die griechische Regierung weitgehende Privatisierungen bei Bahn, Post, Kasinos und selbst Wasserwerken angekündigt. Athen hofft auf drei Milliarden Euro. Die ersten Kaufinteressenten kommen aus China.

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Wien/Athen - Ob er sein Hotelzimmer so wie die anderen Urlauber krisenbedingt billiger bekommen hat, ist nicht bekannt. Der chinesische Vizepremier Zhang Dejiang war am Mittwoch jedenfalls Griechenlands Tourist number one. Zhang besichtigte die Akropolis, plauderte mit Hafenarbeitern in Piräus und wohnte Zeremonien bei - die griechischen Medien kannten (neben Fußball versteht sich) kaum ein anderes Thema.

Das große chinesisch-griechische Interesse ist kein Zufall. Das schwer verschuldete Griechenland hat Anfang Juni die ersten Details seines Privatisierungsplanes vorgestellt. Zwischen 2011 und 2014 will der Staat so wie mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbart drei Milliarden Euro aus dem Verkauf staatlicher Unternehmen lukrieren. Das meisten Investments werden aus China und aus dem arabischen Raum kommen, erwartet man in Athen.

"Strategisch wichtige Unternehmen werden verkauft, und die Regierung schlachtet im Zeichen der Krise selbst heilige Kühe" , sagt der Ökonom Jens Bastian vom Athener Forschungsinstitut Eliamep über die Privatisierungen.

Tatsächlich kommen mehrere strategisch wichtige Betriebe unter den Hammer. Die Regierung wird 49 Prozent der Anteile an der Eisenbahngesellschaft OSE abtreten. OSE beschäftigt 2000 Menschen und macht täglich einen kolportierten Verlust von 2,7Millionen Euro.

Wie bei vielen anderen Verkäufen trennt sich Athen "nur" von 49 Prozent seiner Anteile. Der Staat will aber zumeist die Mehrheit der Stimmrechte abgeben und sich aus dem Management zurückziehen, um, wie es heißt, die Qualität des Managements zu stärken. Weiters wird die Regierung die Post teilprivatisieren (und wieder 51 Prozent behalten). Die Häfen Piräus (einer der größten im Mittelmeer) und Thessaloniki sollen mit zehn anderen staatlichen Häfen über neue Holdinggesellschaften an die Börse gebracht werden. Anteile verkaufen will Athen auch beim Flughafen und bei den Wasserwerken:Die Wasserversorger EYATH (Thessaloniki)und EYDAP (Athen) sollen an die Börse - wieder will der Staat 51 Prozent der Anteile behalten. Ganz verkauft werden die staatlichen Kasinos und die Hotelkette Xenia.

Einen Schritt vorwärts machen will Athen auch bei der Landfrage: Inseln werden (noch) nicht verkauft, aber die unzähligen staatlichen Hotel-Verwalter sollen zusammenlegt und an die Börse gebracht werden.

China wird ein Kaufinteresse an den Eisenbahnen nachgesagt. Die chinesische Firma Cosco hat sich für große Teile des Containerhafens von Piräus ein 35-jähriges Betreiberrecht gesichert, durch den Erwerb der Bahn hätte China einen verbesserten Zugang zu weiteren europäischen Transportnetzen.

Interesse aus Abu Dhabi

Interesse an den Objekten erwartet der Ökonom Jens Bastian aber auch aus dem arabischen Raum. So hat Abu Dhabi erst 2009 eine griechische Werft in Athen gekauft, dem Emirat wird also auch Interesse an der Bahn nachgesagt. Doch auch Widerstand regt sich bereits: Wütende Eisenbahner haben vergangene Woche bereits landesweit Züge aufgehalten.

Abblasen kann Athen die Privatisierungen nicht ganz. Griechenland kommt an die nächste Tranche seines 110-Milliarden-Notkredites nur heran, wenn es zumindest Staatsbetriebe im Wert von einer Milliarde Euro verkauft. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.6.2010)