Mit vereinten Kräften lässt es sich besser experimentieren und forschen - nicht nur, was die Kosten betrifft, sondern auch die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb um die besten Wissenschafter: Diese Botschaft ist mittlerweile auch in der hiesigen Forschungslandschaft angelangt.

Nach langem Tauziehen wurde etwa kürzlich beschlossen, dass sich die Institute des Molekularbiologie-Clusters Vienna Bio Center bei der Beschaffung und Nutzung der neuesten und teuersten Infrastruktur zusammentun. Bund und Stadt Wien schießen 52 Mio. Euro zu, eine eigene Campus Support Facility GmbH mit spezialisierten Mitarbeitern ist in Planung. Damit ist es nicht nur möglich, neue Genomsequenzierer, Massenspektrometer und andere aufwändige Geräte anzuschaffen und zu betreiben - was sich eine einzelne Institution nicht leisten könnte -, man hofft auch, Topleute nach Wien zu locken.

"Das Investment am Campus soll kein Einzelfall bleiben", sagt Eva Czernohorszky vom Zentrum für Innovation und Technologie (ZIT), eine der beiden Geschäftsführerinnen von Lisa VR (Life Science Austria Vienna Region), einer Initiative zur Vernetzung und Förderung der akademischen wie unternehmerischen Life-Science-Forschungsaktivitäten am Standort Wien und Umgebung. "Prinzipiell ist so ein Modell für jede Universität interessant", meint auch die zweite Geschäftsführerin, Manuela Fritz von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice AWS.

Wie die Bündelung und gemeinschaftliche Nutzung von Infrastruktur in Gerätepools anderswo gehandhabt wird, hat Lisa VR in der Studie "Shared Core Facilities - National and International Models" erhoben. In 21 Interviews wurden Vertreter von Forschungseinrichtungen und Institutionen, die solche Pools betreiben, nach ihren Erfahrungen befragt, darunter zwei österreichische - das Center for Medical Research in Graz sowie das Center for Molecular Biosciences in Innsbruck.

Vorzeigebeispiele

"In Österreich lassen sich erste Schritte erkennen. Die angelsächsischen Länder sind schon viel weiter, aber es gibt auch andere herausragende Beispiele wie Spanien", resümiert Fritz. So wurde von den Befragten neben dem renommierten Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Deutschland auch der Barcelona Science Park als Best-Practice-Beispiel für gelungene Gerätepools genannt. 2300 Menschen sind in dem spanischen Technologiezentrum, das 75 Unternehmen und vier Forschungsinstitute beherbergt, beschäftigt.

"Für den Aufbau einer professionellen Organisation müssen die Rahmenbedingungen gut überlegt sein", unterstreicht Czernohorszky eines der Hauptergebnisse der Umfrage. "Teilen hat auch Schattenseiten. Deswegen sollten Politik und Forschungseinrichtungen eine Policy entwickeln, die den Bedarf - Förderinstrumente, Schwerpunktsetzungen der Unis, Nutzungsbedingungen etc. - schon im Vorfeld berücksichtigt. Das würde die Gründung von Gerätepools erleichtern." Standortpolitisch optimal wäre, gleich auch den Forschungsbedarf der Industrie mitzudenken, wie Fritz betont. Doch von der kooperativen Nutzung von Labors durch wissenschaftliche und industrielle Forscher sei man gerade im deutschsprachigen Raum "noch große Schritte entfernt". Zu groß seien die Berührungsängste.

Klar festgelegt werden müssten auch Spielregeln über Urheberrechte und Publikationen, die aus Forschungen in "Shared Facilities" hervorgehen, sowie die Finanzierung der laufenden Kosten bzw. die Nutzungsgebühren. "Da spielt die Förderstruktur eine große Rolle", sagt Fritz. Dass mit gemeinsamen Gerätepools viel gespart und dabei viel erreicht werden kann, darin sind sich die Lisa-VR-Geschäftsführerinnen einig. Schließlich steige der finanzielle Druck, und der Trend gehe in Richtung kleinerer Forschungsgruppen, die auf Kooperationen angewiesen sind. (kri/DER STANDARD, Printausgabe, 16.06.2010)