Belgrad - Nach einem Mordfall am vergangenen Donnerstag sehen sich acht Roma-Familien in der Vojvodina-Ortschaft Jabuka bei Pancevo mit einer Welle des ethnisch motivierten Hasses konfrontiert. Ihre Häuser, die in den letzten Tagen von Dorfeinwohnern immer wieder mit Steinen beworfen wurden, werden inzwischen von der Polizei und einer Sondereinheit rund um die Uhr bewacht. Fünf Dorfeinwohner wurden wegen Schürens von ethnischem Hass festgenommen.

Den Anlass für die täglichen Proteste von Dorfeinwohnern vor Roma-Häusern lieferte die Ermordung eines 17-jährigen Serben seitens eines Roma-Altersgenossen. Der Streit zwischen den Jugendlichen war laut Medienberichten durch einen Wortgefecht auf dem sozialen Netzwerk Facebook und einen vermeintlichen Diebstahl von Sportschuhen ausgelöst worden. Der Mörder wurde nach der Tat festgenommen. Dorfeinwohner begannen sich gleich danach vor dem Wohnhaus seiner Familie zu versammeln und erweiterten in den darauffolgenden Tagen ihre Proteste auch auf die Wohnhäuser anderer Roma-Familien im Dorf.

"Schrecklichstes Beispiel der Trostlosigkeit"

Die Bürgermeisterin von Pancevo Vesna Martinovic und der lokale Polizeichef Zvezdan Radojkovic waren am Montag laut Medienberichten vom Dienstag bei einem Treffen mit Dorfbewohnern bemüht, die Situation zu beruhigen. Am Montagabend waren Proteste vor den Roma-Häusern angesichts der großen Polizeipräsenz im Dorf ausgeblieben.

Der Staatssekretär im Menschenrechtsministerium, Marko Karadzic, hat die Geschehnisse in Jabuka unterdessen als "schrecklichstes Beispiel der Trostlosigkeit" bezeichnet. "Während Kriminelle, Rassisten und Faschisten schon seit fünf Tagen Angriffe auf unschuldige Bürger Serbiens vornehmen, sehen wir uns mit den Aufforderungen der Lokalbehörden konfrontiert, den Roma-Familien, die aus Angst nicht mehr aus ihrem Häusern wagen, Nahrung und medizinische Hilfe zuzustellen, anstatt dass sich die Hälfte des Landes auf die Beine stellt, um die Mitbürger in Schutz zu nehmen", stellte Karadzic in einer Aussendung am Dienstag fest.

Laut offizieller Statistik leben in Serbien etwa 108.000 Roma. Inoffiziell wird ihre Zahl achtmal so hoch geschätzt.

Im Vorfeld des Votums kündigten mehrere PDL-Abgeordnete an, gegen die eigene Regierung stimmen zu wollen, um damit die Position ihrer Wähler zu vertreten. Letzten Zählungen zufolge fehlen der Opposition 22 Stimmen zu einer erfolgreichen Durchsetzung des Misstrauensantrags. (APA)