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Nach nur drei Jahren an der Porr-Spitze verlässt der 50-jährige Wolfgang Hesoun den Baukonzern.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Zwei deklarierte SPÖ-Mitglieder werden künftig Siemens Österreich vorstehen: Brigitte Ederer als Aufsichtsratschefin und Wolfgang Hesoun als Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns.

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Wien - Am kommenden Mittwoch wird Noch-Porr-General Wolfgang Hesoun vom Siemens-Aufsichtsrat zum neuen Chef der Österreich-Niederlassung gekürt. Wunschtermin für seinen Neustart ist der 1. September, aber wahrscheinlich wird es erst der 1. Oktober werden. Hesoun folgt bei Siemens seiner Parteikollegin Brigitte Ederer (beide SPÖ) nach. Ederer übernimmt mit 1. Juli den Aufsichtsratsvorsitz in Österreich und wird Konzernvorstand in Deutschland. Dort ist sie künftig für Europa und das weltweite Personalwesen zuständig. Die ehemalige Spitzenpolitikerin wechselt damit in den Vorstand eines Technologiekonzerns mit knapp 400.000 Mitarbeitern weltweit. Dies wurde am Dienstag der Austria Presseagentur aus Unternehmenskreisen bestätigt.

Wer Hesoun bei der Porr nachfolgen wird, ist noch offen. Es wird über eine interne Nachfolgeregelung spekuliert. Neben Hesoun gehören Rudolf Krumpeck, Peter Weber und Johannes Dotter dem Porr-Vorstand an. Die Bank-Austria-nahe B&C Industriestiftung (hält rund 37 Prozent am Baukonzerns) soll zu dem Thema erst im Laufe der Woche tagen. Porr-Betriebsrat Walter Jenny war vom Ausscheiden Hesouns ebenfalls überrascht. Der Standard berichtete über den bevorstehenden Wechsel am Wochenende exklusiv.

Es war nur ein kurzes Gastspiel, das Hesoun als Generaldirektor der Porr gab: Nach der Pensionierung seines Vorgängers Horst Pöchhacker übernahm Hesoun im Mai 2007 den Vorstandsvorsitz. Er war durchgehend seit 1987 bei der Porr, seit 2003 Konzernvorstand.

Wie schon sein Vorgänger musste sich Hesoun mit den häufig zerstrittenen Eigentümern herumschlagen. Mit dem Einstieg der türkischen Renaissance Group und der parallelen Kapitalerhöhung wurde gehofft, dass sich die Situation verbessert. Doch am Freitag der Vorwoche ließen die Türken eine Option zum Erwerb der Porr-Aktien aus dem Besitz der Vienna Insurance Group (knapp unter zehn Prozent) ungenutzt verstreichen. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden. Angeblich will Renaissance mittelfristig aufstocken, aber über den Kauf junger Aktien. Der Österreich-Chef der Gruppe war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Seit dem Einstieg der Renaissance Group ist die VIG nicht mehr im Porr-Syndikat, weil sich ihr Aktienanteil auf unter zehn Prozent verringerte. Das Sagen bei der Porr haben die B&C Stiftung und der Tiroler Unternehmer Klaus Ortner. Die Vertreter der VIG sind bei der jüngsten Hauptversammlung aus dem Aufsichtsrat gewählt worden.

Mit Ortner wird Hesoun auch künftig eng zusammenarbeiten: Ortner betreibt mit Siemens gemeinsam die Firma Siemens-Bacon. Das Joint Venture ist auf Gebäudetechnik spezialisiert.

Hesoun selbst war zu Beginn seiner Berufslaufbahn zwischen 1982 und 1987 bereits bei Siemens für Großkraftwerke tätig.

Nach der Eröffnung der Siemens City in Wien Floridsdorf in der Vorwoche gab auch der Mutterkonzern Pläne für einen Neubau der Unternehmenszentrale in der Münchener Innenstadt bekannt, die 2015 fertig sein soll. Siemens will sich den Neubau zwischen 100 und 200 Millionen Euro kosten lassen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2010)