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Luftaufnahme des Salang-Passes, 115 Kilometer nördlich von Kabul

Foto: AP/Musadeq Sadeq

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Eine chinesische Delegation inspiziert die Fundstätte Aynak

Foto: AP/James R. Yeager

Die erste gute Nachricht aus Afghanistan seit langem: Geologen haben riesige Vorkommen an Bodenschätzen entdeckt. Das Pentagon sieht ein "Saudi-Arabien für Lithium". Bloß: Viel davon liegt im Talibangebiet.

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New York / Kabul - Lithium ist ein essenzieller Rohstoff für die Batterientechnologie. Es steckt in Laptops, Handys, Elektroautos. Und es wirkt - ganz nebenbei - auch gegen Depressionen und Kopfschmerzen. Seit bekannt wurde, dass es das Leichtmetall in rauen Mengen in Afghanistan geben soll, dient es quasi auch als eine Art Stimmungsaufheller für die am Hindukusch kämpfende internationale Schutztruppe Isaf. Denn erstmals eröffnet sich eine Perspektive, wie sich Afghanistan auch wirtschaftlich entwickeln lassen könnte.

Am Montag berichtete die New York Times, dass die USA einen ungeheuren Mineralienschatz in dem Land entdeckt haben. Amerikanische Geologen hätten zwischen 2004 und 2007 altes Kartenmaterial noch aus Zeiten der sowjetischen Besatzung ausgewertet und Flugzeuge mit Spezialequipment über Afghanistan kreisen lassen. Ergebnis der umfangreichen Forschungen, auf die ein US-Wirtschaftsentwicklerteam erst in den vergangenen Monaten aufmerksam wurde: Die Afghanen sitzen auf Mineralien im Wert von einer Billion Dollar (825 Milliarden Euro). In einem internen Pentagon-Papier werde Afghanistan als das "Saudi-Arabien für Lithium" bezeichnet. Daneben gebe es riesige Vorräte an Eisen, Kupfer und Gold, so die NYT.

"Rückgrat für Wirtschaft"

Der für die Region zuständige Oberkommandierende im Centcom, General David Petraeus, schwärmte bereits von "atemraubenden Möglichkeiten". Petraeus, der sich üblicherweise mit Gefallenenzahlen und Talibanattacken beschäftigt, hatte endlich etwas Positives zu vermelden. Vor allem die Lithium-Vorkommen sollen jene in Bolivien, der bisher größten Lagerstätte für das Leichtmetall, übersteigen. Die Funde könnten "das Rückgrat unserer Wirtschaft werden", sagt der Berater des afghanischen Bergbau-Ministeriums, Jalil Jumriany.

Allerdings dürfte sich die Ausbeutung der Bodenschätze in Afghanistan als schwierig darstellen. Zudem ist nicht sicher, wer in dem korrupten Land die Schürfrechte erhalten wird. Erst vergangenen Sommer musste der Bergbauminister der Regierung von Präsident Hamid Karsai zurücktreten, weil er im Verdacht stand, für die Konzession einer großen Kupfermine an die Chinesen 30 Mio. Dollar an Schmiergeld genommen zu haben.

Neues Kommando

Einige der Vorkommen liegen der New York Times zufolge tief in den von Taliban kontrollierten Gebieten an der Grenze zu Pakistan. Dort wollen die internationalen Truppen in den kommenden Wochen eine neue Offensive gegen die islamistischen Aufständischen beginnen. Am Montag wurde dafür eine neue Kommandostruktur für den Süden Afghanistans bekanntgegeben. Weil immer mehr frische US-Truppen in die Region verlegt werden, wurde der Südabschnitt zweigeteilt. Laut Nato könnten die Kommandeure so auf engere Räume fokussieren und dadurch auch mehr Kooperation mit afghanischen Truppen erzielen.

Gegen Ende dieses Jahres soll die Anzahl der Soldaten in Afghanistan einen Höchststand von 150.000 erreichen. 100.000 davon werden US-Truppen sein.

Pakistan wies unterdessen einen am Wochenende von der London School of Economics publizierten Bericht zurück, demzufolge der pakistanische Geheimdienst ISI und die Regierung in Islamabad hinter den Taliban stünden. Ein Sprecher von Präsident Asif Ali Zardari, der Taliban-Führer in pakistanischer Haft besucht und mit ihnen Abmachungen getroffen haben soll, wies die Vorwürfe als "völlig abwegig" zurück. General Athar Abbas sprach von "denselben alten Geschichten, für die keinerlei Beweise vorliegen und die in böser Absicht verbreitet werden". In Kabul allerdings ließ Präsident Karsai erklären: "In diesem Bericht finden sich einige unangenehme Wahrheiten wieder." (pra/DER STANDARD, Printausgabe, 15.6.2010)