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Laut Verkehrsclub Österreich verursacht das in Österreich getankte Flugbenzin zwei Mio. Tonnen CO2.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Die EU-Klimaziele setzen die Fluglinien unter Druck. Ab dem Jahr 2012 müssen die Airlines für das CO2, das sie in die Luft blasen, zahlen. Ein Kostenschub wird befürchtet.

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Wien - Je näher der Termin der Aufnahme der Fluglinien in das EU-Emissionshandelssystem naht, desto stärker wird die Front dagegen. Insbesondere solche Airlines laufen Sturm, die die EU nur anfliegen, ab 2012 für diese Flüge aber trotzdem Treibhausgasemissionsberechtigungen kaufen müssen. Auf Druck der US-Fluglinien wird auch eine Klage vor der Welthandelsorganisation WTO angedacht, heißt es in damit befassten Kreisen.

Die EU-Airlines wiederum stöhnen unter den Kosten, die ihnen die Umsetzung von Monitoring-Systemen samt Emissionszertifikate selbst verursachen, wenn diese nicht mehr vollständig gratis vergeben werden. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, der mit Kosten zwischen 150 und 350 Millionen Euro rechnet, hatte anlässlich der flugbehindernden Vulkanasche vorgeschlagen, die Airlines erst ein Jahr später ins Treibhausgas-Emissionshandelssystem zu übernehmen.

Bitten um Ausnahme oder gar Aussetzung der Regelung - erst kürzlich wieder vorgebracht von Italien und Frankreich - stießen bei der zuständigen EU-Kommissarin Connie Hedegaard bisher aber immer auf taube Ohren.

Aus Klimaschutzgründen wird es für vernünftig angesehen, wenn der Flugverkehr zum EU-Emissionshandelssystem stößt, in dem derzeit EU-Kraftwerksbetreiber und große Industriebetriebe vertreten sind. Wegen des zunehmenden Luftverkehrs und damit des verbrauchten Treibstoffs hat die Branche einen stark steigenden Anteil an den Treibhausgas-Emissionen.

Überwachung

Die Vorbereitungen für den Flugverkehremissionshandel laufen deshalb auf Hochtouren, weiß Rudolf Pichler vom Bureau Veritas, einer Zertifizierungsstelle, die für die Kommission überprüft, ob die gemeldeten Werte und Kennzahlen korrekt sind. Aufgrund dieser derzeitigen Erhebungen bekommen die Fluglinien ab 2012 Verschmutzungsrechte zugeteilt - und zwar nur 97 Prozent des benötigten Volumens, sodass vom ersten Jahr an Druck besteht, etwa mittels entsprechender Technologien weniger Treibhausgase pro geflogenem Kilometer aufzuwenden. 2012, im ersten Jahr, wird der überwiegende Teil der Zertifikate (ein Zertifikat ist die Erlaubnis, eine Tonne an Treibhausgasen zu emittieren) gratis abgegeben; 15 Prozent werden versteigert. Laut Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt ist noch nicht klar, wie diese Versteigerungen ablaufen werden - also ob es eine große EU-weite Auktion geben wird oder viele kleine nationalstaatliche.

Rund 40 Flugbetreiber sammeln derzeit in Österreich Daten, wobei auch die ein- und ausgehenden Flüge von kanadischen, russischen und Schweizer Fluglinien (und zwar in die gesamte EU) über Österreich an Brüssel gemeldet werden. Die Kommission habe jedem EU-Mitglied die Rechteverwaltung einiger nichteuropäischer Fluglinien zugeschlagen, erklärt dazu Schneider.

Ausgenommen von den Regelungen sind lediglich Militär-, Übungs- und Forschungsflüge. Auch ganz kleine Flugzeuge müssen keine Emissionsrechte erwerben. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.6.2010)