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Foto: Archiv

Wien - "Der Bedarf ist gigantisch", weiß Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) aus eigener leidvoller Erfahrung. Sobald irgendwo bekannt wird, dass es neue Schrebergärten gibt, laufen die Telefone heiß. "Das ist offensichtlich der Traum der Menschen - und ein Bereich, wo Politik und Bedarf noch weit auseinander klaffen."

Schrebergarten der Zukunft

Deshalb will der Wohnbaustadtrat den nächsten Schritt vorsichtiger angehen - und erst einmal überlegen lassen, wie er denn aussehen könnte: der Schrebergarten der Zukunft. Faymann will das "bewusst mit Leuten machen, die nicht den Einheitslook wollen". Die neue Siedlerbewegung soll so organisiert werden, "dass nicht jeder sein eigenes Haus von der Blauen Lagune kauft, sondern dass die Häuser erst einmal von einem Wohnbauträger errichtet werden".

Eine derartige prototypische Kleingartensiedlung soll nun Wolf Prix von der Architektengruppe Coop Himmelb(l)au gemeinsam mit Studenten in einem Projekt entwickeln. Zwei Ideen gäbe es bereits: Eine Schrebergartensiedlung könnte an einem Teich angesiedelt werden, der winters als Eislaufplatz zu nutzen wäre. Bei einer anderen Siedlung könnte eine besondere Spielplatznutzung mitgeplant werden.

Historischer Selbstbau

Diese neuen Siedlungen sollen aber auch wieder mit der historischen Wiener Selbstbau-Idee kombiniert werden - dass also die Gartenhäuschen erst für die Sommer- und Wochenendnutzung errichtet und erst ein paar Jahre später nach und nach von den Benutzern ausgebaut werden. "Dass man also gleich von vornherein berücksichtigt, was ohnehin passieren wird", ist Faymann pragmatisch.

Wichtig sei, dass die neuen Kleingärten wirklich im Rahmen einer Grünraum-Widmung errichtet werden: "Ich kann nicht zulassen, dass das gleich verhüttelt wird, das hatten wir schon einmal." Andererseits: "Natürlich hab' ich nichts gegen einen Geräteschuppen mit Griller drinnen. Ich bin ja nicht der Papst, ich bin doch nur für die Bauordnung zuständig."

Beim jüngsten Programm, mit dem in Wien binnen fünf Jahren 1000 Kleinhäuser errichtet werden sollten, hatte der Wohnbaustadtrat eher mäßige Erfahrungen gemacht: "Das ist wie harte Bretter bohren. So viele Schwierigkeiten hab' ich sonst nirgends. Da hatte ich schon locker 56 Besprechungen; so viel wie sonst für ganze Stadtteile nicht." Gleichzeitig wurden Tausende Interessenten, die nicht zum Zug kamen, frustriert.

Das Problem bei diesem Konzept war, dass es eben gleich von vornherein ganz normale Widmungen mit ganzjähriger Wohnnutzung waren. Nur: Gerade bei derart kleinteiligen Einheiten ist die Infrastruktur, wie sie im mehrgeschoßigen Wohnbau möglich ist, kaum leistbar.

Alte Schreber-Idee

Daher sollen die neuen Siedlungen wieder zur alten Schreber-Idee zurückkehren: zuerst einmal Erholung für Familie und Kinder, im Sommer und am Wochenende. Dann könnten diese Gebiete natürlich wachsen und sich langsam zum ganzjährigen Wohnen hin entwickeln.

Ein Konzept, mit dem diese günstigeren Kleingärten auch für Ausländer und Neoösterreicher leistbar wären. Auch das im Sinne der ursprünglichen Idee: Grünraum und Erholung für jene, die sich eben keine Villa leisten können. (Roman Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 19/20.4.2003)