20 Dollar Eintrittspreis, eine Investition, die sich lohnt. Zumindest, wenn man zwei Tage Zeit hat.

Foto: derStandard.at/flon

Eine der Antennen, die vor 9/11 am Dach des World Trade Centers in New York standen.

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Auch die Berliner Mauer findet sich dort.

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Ein Satellitenübertragungswagen...

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... und ein TV-Helikopter als Vertreter der modernen Medien.

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Die Aussicht von der Terrasse ganz oben sollte man ebenfalls nicht verpassen.

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"Wow, isn't it awesome?", ruft eine Frau um die siebzig und zückt ihren Fotoapparat. Nicht nur ihr, in beigen Shorts und Baseballkappe unverkennbar Amerikanerin, geht es so. Eigentlich rechtfertigt schon der Ausblick von der Terrasse im obersten Stockwerk den für Washingtoner Verhältnisse ungewöhnlich hohen Eintrittspreis.

Stolze zwanzig Dollar beträgt der nämlich, wenngleich ein Ticket für zwei Tage gültig ist. Die braucht man auch. Das Newseum der amerikanischen Hauptstadt ist das größte Pressemuseum der Welt. Als solches gehört es selbst in der megalomanischen Museenlandschaft Washingtons zu den Publikumsmagneten.

"America's Main Street", wie die Washingtoner Mall nicht ohne Pathos genannt wird, erstreckt sich vor den Augen der Besucher pittoresk vom phallisch emporragenden Monument bis hin zum Kapitol. Und wenn sich der präsidentiale Tross vom Weißen Haus zum Capitol aufmacht, erinnert ihn die Fassade des Hauses an der Pennsylvania Avenue daran, dass Religions-, Meinungs- und Pressefreiheit in den USA ein auch für ihn unantastbares Grundrecht ist. So sieht das jedenfalls der Pressesprecher des Newseum.

Acht Jahre Bauzeit

Acht Jahre wurde an dem 450 Millionen Dollar teuren Gebäude gewerkt, heute bietet es auf sieben Stockwerke verteilt 23.000 Quadratmeter Ausstellung zum Thema Nachrichten, Fernsehen, Radio und Presse. Dahinter steckt die US-Stiftung Freedom Forum. Sponsoren waren unter anderem die New York Times, NBC, ABC, Time Warner und die kalifornische Verlegerdynastie Hearst.

Schon an seinem Eröffnungstag am 11. April 2008 lockte es 10.000 Besucher an, im ersten Jahr waren 740.000 Menschen da. Abgesehen vom spektakulären, aus Glas- und Stahlverstrebungen gebauten Gebäude selbst, bietet das Newseum auch für Nicht-Amerikaner reichlich Einblicke in die Welt der Nachrichtenindustrie.

15 Kinos

Und wie es sich gehört, haben die Museumsdesigner neben der Information auch an ein gerüttelt' Maß Entertainment gedacht: 15 Kinosäle, darunter ein 4D-Theater, bei dem den Besuchern in leicht verdaulichen Portionen der Weg der USA vom Bürgerkrieg über die ersten investigativen Reportagen bis hin zu Twitter dargelegt wird.

Ein Stück Berliner Mauer, das größte außerhalb Deutschlands, soll den Siegeszug des Kapitalismus und der freien Presse in Europa symbolisieren, ein Hubschrauber jenen des Infotainment à la Hollywood. Wirklich interessant ist das für einigermaßen informierte Medienkonsumenten freilich nicht.

9/11-Ausstellung

Ganz im Gegensatz zur 9/11-Ausstellung im fünften Geschoß, wo neben einer der Antennen, die durch die Flugzeugsanschläge in New York vom Dach des World Trade Centers befördert wurden, auch eine Reportage gezeigt wird, die aus Fotos aus der geborgenen Kameras eines beim Einsturz des Südturms getöteten Fotografen zusammengestellt wurde.

"Meet the Press"

Ein weiteres Highlight, zumindest für US-Medienkonsumenten: das Büro der 2008 verstorbenen Fernsehlegende Tim Russert (NBC, "Meet the Press") wurde mehr oder weniger originalgetreu ins Newseum verfrachtet, Wasserglas und Kaffeetasse inklusive.

Ganz oben, gleich bei der Aussichtsterrasse, hat das Newseum eine Galerie der Titelseiten internationaler Tageszeitungen gebaut. Auf dass sich auch wirklich jeder Besucher seine Heimatzeitung findet. Neben "Bild", "Guardian", "NZZ" und "Le Monde" findet sich dort auch: DER STANDARD. (flon/derStandard.at, 12.6.2010)