Der Müll ist ein gutes Geschäft. Wer damit verdient, weiß man. Das ist natürlich schon lange so. Aber erst nachdem die Müllberge in Neapel zum Himmel stanken, wusste alle Welt davon. Der Mülltourismus globalisiert sich, gegen Geld nimmt selbst China europäischen Dreck ab. Donna Leons neuer Krimi, der sich mit diesem Thema befasst, beginnt aber appetitlicher. Commissario Brunetti ist bei seinem wohlhabenden Schwiegervater zum Abendessen eingeladen. Dort lernt er Freunde des Conte Falier kennen, einen Geschäftsmann, und seine eigenartige Frau Franca, mit Spitznamen "Superliftata".

Ihr Gesicht scheint von Schönheitsoperationen entstellt, aber sie beeindruckt Brunetti durch ihre Kenntnisse der lateinischen Klassiker. Falier bittet Brunetti, in der Biografie des Ehemannes von Franca zu recherchieren; der nämlich drängt ihn dazu, in ein Geschäft mit China einzusteigen. Noch ehe Brunetti nachforschen kann, wird er mit einem Mord an einem Carabiniere beschäftigt. Die Zusammenhänge der Vorkommnisse entwickelt Leon mit Routine. Sie hat sich die milde Resignation der Italiener angesichts des verrotteten Politsystems zu eigen gemacht, thematisiert die Konflikte zwischen Nord- und Süditalien und beschreibt einmal mehr die Evolution der Mafia. Brunettis 18. Fall erzählt nichts Neues, das aber gepflegt. (Ingeborg Sperl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.06.2010)