Paris - In Schottland lebt einer neuen Studie zufolge fast jeder Erwachsene mit einem bedeutenden Gesundheitsrisiko, mehr als die Hälfte haben sogar drei oder mehr Risikofaktoren. Die Forscher der Universität Glasgow untersuchten die fünf lebensgefährlichen Angewohnheiten Rauchen, Trinken, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung sowie Übergewicht und fanden heraus, das niemand es den Schotten bei deren Anhäufung gleichtut.

"Schotten leben gefährlich", sagte David Conway, Leiter der am Freitag veröffentlichten Studie. "Nur 2,5 Prozent der Bevölkerung tragen überhaupt keine Risikofaktoren. Das ist furchterregend", sagte Conway in einem telefonisch geführten Interview.

Die im Wissenschaftsjournal "BMC Public Health" veröffentlichte Forschungsarbeit befasst sich mit einem neuen Forschungsansatz, bei dem nicht nur einzelne Risikofaktoren, sondern auch deren Anhäufung untersucht wird. "Ungesunde Verhaltensweisen bündeln sich, die Kombination ist dabei synergetisch, dadurch steigt das allgemeine Risiko unverhältnismäßig an", bedauert Conway. Bei mehreren Risikofaktoren müsse der Patient mehr "als Ganzes" gesehen werden.

Grundlage der Studie war eine staatliche Gesundheitsumfrage aus dem Jahr 2003, Daten lagen für 6.574 Männer und Frauen vor. Als gefährdet stuften die Wissenschafter beispielsweise Menschen ein, die zum Zeitpunkt der Befragung rauchten, Männer, die mehr als 24 Gramm und Frauen, die mehr als 16 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nahmen. Als fettleibig galten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Der BMI ergibt sich aus der Größe und dem Gewicht eines Menschen.

Soziale und wirtschaftliche Faktoren

Obwohl Conway mit einem wenig ermutigenden Ergebnis rechnete, wurde er vom Ernst der Lage doch überrascht. Mehr als 85 Prozent der Erwachsenen hatten mindestens zwei Risikofaktoren, 55 Prozent hatten sogar drei und fast ein Fünftel brachte es sogar auf alle fünf. Die am weitesten verbreitete Angewohnheit war schlechte Ernährung - also der Verzehr von zu wenig Obst und Gemüse. Zehn Prozent der Befragten waren sowohl Raucher als auch starke Trinker, von diesen zehn Prozent hatten sich drei Viertel noch zwei oder drei weitere Risikofaktoren zugelegt.

Als mögliche Ursachen werden soziale und wirtschaftliche Faktoren vermutet - Menschen aus den ärmsten Gegenden mit dem schlechtesten Bildungsstand lebten am ungesündesten. In Ländern mit weniger sozialen Ungleichheiten gebe es deutlich weniger Menschen mit einer solchen Anhäufung von Risikofaktoren. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass wir auch die sozialen Faktoren anpacken sollten. Anstatt uns nur um das Verhalten der Menschen zu kümmern, sollten wir vielleicht auch die Ungleichheit ins Visier nehmen", sagte Conway. (APA)