Heilung ist in fortgeschrittenen Stadien von Krebserkrankungen meist nicht mehr das Ziel, vielmehr geht es darum, durch medizinische Behandlung die Lebensqualität von Patienten zu erhalten. So auch bei fortgeschrittenem Prostatakarzinom. Am AKH Wien werden Patienten mit der Diagnose Hormon-Resistenter Prostatakrebs (HRPC) gesucht, bei denen Chemotherapien nicht mehr nutzen und die Krebszellen sich als Metastasen vor allem in den Knochen ausbreiten.

"Wir beobachten, dass wachsende Tumore im Körper das allgemeine Wohlbefinden der Patienten massiv beeinflussen, und vermuten, dass der Tumor Proteine ausschüttet, die die Ursache für eine ganze Reihe von Symptomen sind", sagt Onkologe Michael Krainer von der Abteilung Innere Medizin I am AKH, und er meint starke Knochenschmerzen, die durch Metastasen verursacht werden, Gewichtsverlust, bleierne Müdigkeit (Fatigue-Syndrom).

Ein neuer, am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York entwickelter Wirkstoff namens MDV 3100 soll die Tumortreiber, die sogenannten Androgene, in einer ganz neuen Weise so beeinflussen, dass das galoppierende Wachstum der Tumorzellen eingedämmt wird.

Wirkweise ausloten

Das Medikament wird als sogenannter dreifach-wirksamer Androgenrezeptor-Antagonist bezeichnet. Er blockt die Bindung von Testosteron an den Androgen-rezeptor, behindert die Bewegung des Androgenrezeptors in Richtung des Kerns von Prostatakrebszellen (nukleare Translokation) und hemmt die Bindung der DNA.

Für die klinische Testphase des Medikaments, das die ersten beiden Stufen der Entwicklung bereits durchlaufen hat, werden 75 Teilnehmer in Österreich gesucht. Insgesamt sind weltweit 1200 Männer eingebunden. Zwei Drittel der Teilnehmer, die den Teilnahmekriterien entsprechen, werden das neue Medikament erhalten, ein Drittel erhält ein Placebo, also ein Scheinmedikament - es entscheidet das Zufallsprinzip. Diese Einteilung ist notwendig, um die Wirksamkeit des Medikamentes hinsichtlich Überlebenszeit und Lebensqualität objektiv feststellen zu können.

Interessierte Patienten, die die Fragen "Ist Ihr Prostatakrebs fortgeschritten? Wurden Sie mit Chemotherapie behandelt? Ist Ihr Krebs trotz Chemo weiter gewachsen?" mit Ja beantworten können, werden gebeten, sich mit Frau Dagmar Liebhart (Tel.: 40400-7572) in Verbindung zu setzen. Eingehende Aufnahmegespräche mit den betreuenden Ärzten über die Studienteilnahme sind garantiert. (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 14.6.2010)