Lobbygruppen haben die Aufgabe, die Interessen ihrer Klienten auf Biegen und Brechen zu vertreten. So gesehen ist dem Bankenverband IIF nicht viel vorzuwerfen. Der Verein hat in Wien eine Studie über die Auswirkungen strengerer Finanzmarktregulierungen vorgelegt. Das Ergebnis ist horrend: Wenn das unter dem Namen "Basel III" bekannte Regelwerk kommt, könnten zehn Millionen Jobs weltweit verlorengehen, der Aufschwung insbesondere in Europa, sei gefährdet und Banken müssten zusätzlich 6100 Milliarden Dollar auftreiben.

Die Studie schlägt in vielen Punkten über die Stränge. Die Banker beziehen in ihre Aufstellung nicht nur Auswirkungen von Basel III ein, sondern auch gleich die Kosten diverser Bankenabgaben. Wenig überzeugend erscheinen auch die zehn Jahre in die Zukunft reichenden Berechnungen von Basel III, denen zufolge die Kosten für Kapital stark ansteigen werden und die Kreditvergabe massiv zurückgehen wird. Wenig überzeugen kann auch das Argument, dass das Regelwerk Europa stärker trifft als Amerika, Europas Kreditinstitute also mehr Geld brauchen. In der Eurozone ist der Geldbedarf auch deswegen höher, weil viele Reformen in den USA bereits umgesetzt wurden.

Die Wahrheit ist, dass heute noch niemand die genauen Auswirkungen von Basel III kennt. Angesicht der Krise ist nicht weitere Panikmache, sondern seriösere Faktenaufarbeitung gefragt. (András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2010)