Paul Jarvis ist ein neugieriger Bub. Er ist zehn Jahre alt, besucht die Frances Vorweg School in Johannesburg. Paul Jarvis hat ein angeborenes Nervenleiden, vor allem die Beine zittern stark. Er bekommt Medikamente.

Irgendwann hat er im Fernsehen gesehen, wie Präsident Jacob Zuma mit der englischen Queen Tee getrunken hat. Das hat ihm imponiert, und er hat sich folgende Frage gestellt:

Vor ein paar Wochen hat er sich bei einer Veranstaltung zum Präsidenten vorgeschwindelt. Paul Jarvis drückte ihm zehn Rand (ein Euro) in die Hand mit der Bitte, er möge das Geld einem armen Kind schenken. Und dann sagte er einfach so dahin: "Ich will wissen, wie Sie das geschafft haben. Kommen Sie zu mir in die Schule." Paul Jarvis blieb hartnäckig. Er sekkierte die Direktorin, langweilte die Klassenkameraden. Ein Lehrer hat sich seiner erbarmt. Er kannte einen, der einen kennt, der mit einem befreundet ist, dessen Schwester im Sekretariat des Präsidenten arbeitet. Der Kontakt war hergestellt.

Paul Jarvis rief nahezu täglich an. Vor zwei Tagen hat Jacob Zuma die Frances Vorweg School besucht. Trotz WM-Stress. Er brachte Spielsachen mit (um mehr als zehn Rand), die Kinder zeigten ihm den Disk Dance. Zuma erzählte aus seinem Leben, Paul Jarvis fühlte sich ausreichend informiert. Zuma sagte: "Trotz der Euphorie dürfen wir nie vergessen, dass es Leute gibt, auf die wir aufpassen müssen." Paul Jarvis glaubt, dass Südafrika Weltmeister wird. Die Mexikaner bezweifeln das. Paul Jarvis wird wahrscheinlich nie Präsident werden. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 11.06.2010)