Wien - Der ehemalige
Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic verlässt überraschend und mit sofortiger
Wirkung den Chefsessel der russischen VimpelCom. Auch Co-Geschäftsführer
Alexander Torbakhov hat seinen Hut genommen. Laut "Presse" (Freitag-Ausgabe)
soll es Meinungsverschiedenheiten über die künftige Struktur des verschachtelten
Unternehmens gegeben haben. Noch vor einer Woche hatte die Zeitung von einem
Karrieresprung von Nemsic in der VimpelCom-Holding berichtet.
"Es war
nicht klar, wieviel Freiraum ich in den Entscheidungen haben werde", sagte
Nemsic nun zur "Presse". "Deshalb lege ich meine Funktion als Co-Chef der
VimpelCom in Russland zurück". Vorige Woche wollte Nemsic einen Karrieresprung
weder ausschließen noch dementieren. Die Entscheidung, vor 14 Monaten nach
Russland gegangen zu sein, bereue er keineswegs. Er gehe weder im Zorn noch sei
er enttäuscht. "Russland war richtig und spannend, ich habe viel gelernt",
meinte er zur "Presse". Wohin er geht, wisse er noch nicht. Die Telekomwelt sei
global, Angebote habe es schon gegeben und werde es wieder geben. "Jetzt gehe
ich einmal in Urlaub", so Nemsic, der als Workaholic gilt.
Restrukturierung
VimpelCom
teilte auf seiner Homepage mit, dass heute eine neue Struktur bekanntgeben
wurde. Im Zuge dieser Restrukturierung wurde Elena Shmatova General Director für
das Russland-Geschäft. Das Geschäft in der Ukraine betreut weiterhin Igor
Lytovchenko. Konzernchef Alexander Izosimov meinte heute in der Aussendung: "Wir
danken Boris und Alexander für ihre Führung des Unternehmens durch äußerst
schwierige Wirtschaftsbedingungen und wünschen ihnen das Beste für ihren neue
Tätigkeit."
Nemsic hatte am 31. März 2009 nach vielen Jahren an der
Spitze von Österreichs größten Telekommunikationsunternehmen seinen Rücktritt
bekanntgegeben und die Staffel an seinen bisherigen Stellvertreter und logischen
Kronprinzen Hannes Ametsreiter weiter gereicht. Der gebürtige Kroate Nemsic
hatte die Expansion der Mobilfunktochter Mobilkom nach Südosteuropa kräftig
vorangetrieben. Er pflegte gute Kontakte zur heimischen Politik und gilt als
hemdsärmliger Manager mit Handschlagqualität. (APA)