St. Pölten - Das Schicksal der niederösterreichischen Nebenbahnen wird immer konkreter. Neben der bereits bekannten Einstellung der Ybbstalbahn mit Ausnahme der Stadtbahn Waidhofen ist nun auch die Zukunft der von Bürgerinitiativen ebenso umkämpften Thayatalbahn besiegelt. "Die Bahn wird eingestellt", sagte Gerhard Stindl, Geschäftsführer der NÖ Verkehrsorganisations GmbH (NÖVOG), am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht der "Kronen Zeitung". Das betroffene Gebiet werde dafür in das Waldviertler Buskonzept eingebunden.

Betroffen von der endgültigen Schließung ist aber nur mehr der rund zehn Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen Schwarzenau und Waidhofen a.d. Thaya - die übrige Strecke wird jetzt schon nicht mehr befahren. Die Einstellung erfolgt noch im Laufe des Jahres durch die ÖBB, das Land NÖ übernimmt die Thayatalbahn dann mit Jahresende - so wie alle sieben Strecken, auf denen derzeit noch verkehrt wird. Die übrigen der insgesamt 26 Bahnabschnitte gingen zum Teil mit Ende März ans Land bzw. werden im September übergeben.

Noch nicht restlos geklärt ist die weitere Nutzung der Donauuferbahn. Sie wird "teilweise eingestellt, teilweise touristisch genutzt", so der NÖVOG-Geschäftsführer. Zumindest in der Wachau sollen die Züge für die Touristen weiter fahren, was genau mit welchen Streckenabschnitten passiert, sei aber noch unklar. Momentan erstelle man ein Verkehrs- und ein Tourismuskonzept - diese müssten dann verknüpft werden, erklärte er.

Auf der Schneebergbahn, der Waldviertler Schmalspurbahn sowie dem Reblausexpress werde es weiterhin "wie bisher gehandhabt" Betrieb geben. Die Mariazellerbahn soll im Tal weiter planmäßig und am Berg touristisch betrieben werden.

Nachnutzunskonzepte

Aktuell werden Nachnutzungskonzepte für die Bahnstrecken erstellt. Angedacht sind vor allem Radwege und Draisinenstrecken, aber auch "sonstige Nutzungsmöglichkeiten". Die Grundstücke selbst - vorwiegend "Bänder", wo die Gleise verlaufen, möchte das Land laut Stindl behalten - weil man ja nicht wisse, wofür man sie in Zukunft noch brauchen werde. Wo bei Endstellen auch größere Grundstücksbereiche vorhanden sind, werde beispielsweise eine Vermietung angedacht, auch Anfragen von Gemeinden habe es gegeben. Angebote von alternativen Betreiber gebe es - abgesehen von dem als zu gering abgelehnten der Bayrischen Oberlandbahn für die Ybbstalstrecke - bisher nicht.

Die Initiative Probahn fürchtet angesichts der Strecken-Schließungen eine "Veruntreuung von Steuergeldern". Niederösterreich erhalte über 72 Mio. Euro zweckgebunden von den ÖBB, so Probahn, für "bisher unterlassene" Infrastrukturinvestitionen in die Schmalspurbahnen. Stindl wies diese Vorwürfe zurück: Die Mittel würden zweckgebunden für Investitionen und die laufenden Kosten der weitergeführten Strecken investiert, versprach er.

Kritik erntete das Land auch bezüglich der Ablehnung des Kaufangebots für die Ybbstalbahn. Dieses sei "ohne exakte oder ernsthafte Prüfung" verworfen worden. Gefordert ist für Probahn nun vor allem Verkehrsministerin Doris Bures (S) als "oberste Eisenbahnbehörde". Sie müsse das Land in die verkehrspolitische Verantwortung nehmen. Andernfalls wolle man den Rechnungshof einschalten und Anzeige wegen Veruntreuung von Steuergeldern bei der Staatsanwaltschaft erstatten. (APA)