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Die WM wird in Johannesburg angetrötet.

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Letzte Vorbereitungen in der Soccer City.

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Siphiwe Tshabalala, 25 Jahre alt, Position linkes Mittelfeld, Spezialität Freistöße. Geboren in Alexandra, Johannesburg. Gegen diesen Township ist Soweto der pure Luxus. Tshabalala kickt für die Kaizer Chiefs, also in Soweto. In 48 Länderspielen hat er für Südafrika fünf Tore erzielt, er sagt, dass beide Zahlen "ausbaufähig sind" . Er wirkt unruhig, zappelt leicht, sagt, er könne den Tag nicht mehr erwarten. "Ich zähle innerlich die Stunden, die Minuten, die Sekunden runter. Aber ich bleibe voll konzentriert."

Abschlusstraining in der Soccer City. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein paar taktische Übungen, Freistöße, Eckbälle, Flanken. Noch 24 Stunden, dann ist Freitag, 11. Juni, kurz vor 16 Uhr. Unter einem Schild in der Umkleidekabine mit der Aufschrift "Hare eny Bafana - Los geht's Jungs" hinweg wird die Mannschaft geschlossen auf das Spielfeld tanzen. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Torjäger Katlego Mphela, der in den vergangenen fünf Spielen sechsmal traf. "Wir wollen uns und das ganze Land glücklich machen" , sagt Mphela.

Pfiff und Zeichen

16 Uhr, Ankick gegen Mexiko. Der 91-jährige Nelson Mandela soll tatsächlich erscheinen. Der Pfiff des usbekischen Schiedsrichters Rawschan Imatow wird kaum zu hören sein, auch egal, er hebt ja zusätzlich die Hand. Geht man davon aus, dass jeder zweite Zuschauer eine Vuvuzela mit hat und in diese auch bläst, frage nicht. Das sind dann 45.000 Instrumente. Tshabalala findet diese Geräusche, er nennt sie Klänge, übrigens schön und anspornend.

Das Land im Ausnahmezustand. Als das Team in offenen Bussen durch den Stadtteil Sandton chauffiert wurde, säumten zehntausende Menschen die Straßen. "Bafana Bafana" riefen sie. Ein Augenzeuge sagte, zum Ende der Apartheid sei die Stimmung nicht besser gewesen. Und er legte darauf Wert, dass der Vergleich nicht geschmacklos sei. "Ich bin ein Schwarzer aus Soweto."

Teamchef Carlos Alberto Parreira hat Bafana Bafana im vergangenen Oktober übernommen. Von seinem brasilianischen Landsmann Tele Santana. Dem wurde eine Niederlage gegen Island nicht verziehen. Der 67-jährige Parreira weiß, wie man Weltmeister im Fußball wird, 1994 in den USA betreute er Brasilien auf dem Weg zum Titel. Aber er weiß natürlich auch, dass Südafrika nicht Brasilien ist. Als er seine Heimat in einem Interview zum WM-Favoriten 2010 erklärte, wurde er in Südafrika heftig kritisiert. Er müsse doch Bafana Bafana sagen, hieß es.

Parreira korrigierte sich artig. "Alles ist möglich." Wer stiehlt schon 47 Millionen Menschen eine Illusion?
Warum er die Kultfigur Benni McCarthy aus dem Kader geworfen hat, klärten schlussendlich Bilder in Zeitungen, die den Schwimmreifen um die Hüften des Stürmers zeigten. Er war einfach zu fett für Südafrika.

Seit zwölf Partien ist Bafana Bafana unbesiegt. Die Gegner waren nicht unbedingt die allergrößten, aber im letzten Test wurde immerhin Dänemark 1:0 geschlagen. Parreira versichert: "Wir haben alle Aufgaben erledigt, sind gut vorbereitet. Die Fans sind unser zwölfter Mann. Mit ihrer Hilfe können wir Berge versetzen."

Zuversichtliche Mexikaner

Sogar für ein WM-Eröffnungsspiel bedarf es einer zweiten Mannschaft. Und das ist Mexiko. Das 2:1 bei der Generalprobe gegen Titelverteidiger Italien hat El Tri Zuversicht gegeben. "Wir werden mit der Einstellung und dem Siegeswillen wie gegen Italien in das Spiel gehen" , sagt Verteidiger Carlos Salcido. Stürmer Guillermo Franco: "Wir werden uns von dem ganzen Drumherum im Stadion nicht ablenken lassen." Nationalcoach Javier Aguirre ist von der Stärke seines Teams überzeugt. "Das ist das beste mexikanische Team aller Zeiten."

Siphiwe Tshabalala bleibt unbeirrt. "Wir denken nur ans Gewinnen. Der Himmel ist die einzige Grenze, die uns stoppen kann." Laut Wetterbericht soll der während des Eröffnungsspiels mit Wolken verhangen sein. (Christian Hackl aus Johannesburg, DER STANDARD Printausgabe 11.06.2010)

Technische Daten und möglichen Aufstellungen zu den Freitag-Spielen der 19. Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika:

Gruppe A:

SÜDAFRIKA - MEXIKO (16.00 Uhr, Johannesburg, Soccer City, SR Rawschan Irmatow/Usbekistan)

Südafrika: 16 Khune - 2 Gaxa, 4 Mokoena, 20 Khumalo, 3 Masilela - 11 Modise, 13 Dikgacoi, 10 Pienaar, 12 Letsholonyane, 8 Tshabalala - 9 Mphela

Ersatz: 1 Josephs, 22 Walters - 14 Booth, 5 Ngcongoa, 21 Sangweni, 7 Davids, 19 Moriri, 15 Thwala, 6 Sibaya, 23 Khuboni, 18 Nomvethe, 17 Parker

Keine Ausfälle

Teamchef: Carlos Alberto Parreira

Mexiko: 1 Perez - 16 Juarez, 4 Marquez, 2 Rodriguez, 3 Salcido - 6 Torrado, 8 Castro, 18 Guardado - 17 Giovani Dos Santos, 14 Hernandez, 11 Vela

Ersatz: 13 Ochoa, 23 Michel - 15 Moreno, 5 Osorio, 12 Aguilar, 19 Magallon, 20 Nilo, 7 Barrera, 21 Bautista, 10 Blanco, 22 Medina, 9 Franco

Keine Ausfälle

Teamchef: Javier Aguirre