"Black Austria"-Plakat aus 2007: Im Vorjahr musste die Imagekampagne zusperren - mangels Finanzierung

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Minderheiten neigen dazu, stumm zu werden. Wer das Anderssein zu offen zur Schau trägt, wird schnell als integrationsunwillig abgestempelt. Die eigene Zugehörigkeit zu verstecken, wird in einer Gesellschaft, die auf ihre Diversität nicht stolz ist, für viele zur Überlebensstrategie. Nicht jedoch für Schwarze Menschen: Sie würden schon allein wegen ihrer Hautfarbe als „anders" wahrgenommen, argumentieren einzelne Mitglieder der Black Communities in Österreich, die soeben ihren ersten "Bericht zur Lage Schwarzer Menschen in Österreich" herausgegeben haben.

Vergeblich beim Vorstellungsgespräch

Für einen „Menschen mit Migrationsvordergrund" , wie die VerfasserInnen die Zugewanderten mit afrikanischen Wurzeln bezeichnen, sehe das Leben in Österreich anders aus, als für Menschen mit einem unscheinbaren Migrationshintergrund. Schwarze Menschen sähen sich oft gezwungen, bei der Job- oder Wohnungssuche schon am Telefon anzumerken, dass man nicht-weißer Hautfarbe sei. Zu oft hätten manche schon die Erfahrung gemacht, vergeblich zur Besichtigung oder zum Vorstellungsgespräch gefahren zu sein, so die AutorInnen. Wer ein Unternehmen gründe - und das tun nicht wenige der in Wien ansässigen AfrikanerInnen -, sehe sich mit häufigen Polizeibesuchen konfrontiert. Nicht selten sei es die Konkurrenz, die sich gewisser Vorurteile gegenüber AfrikanerInnen bediene, um sich unerwünschter MitbewerberInnen zu entledigen.

Besser vernetzt

In ihrem Lagebericht listen die HerausgeberInnen Simon Inou und Clara Akinyosoye jedoch nicht nur Diskriminierungsmuster auf, sie bilanzieren auch Positives: Die letzten zehn Jahre haben zu einer besseren Vernetzung der diversen afrikanischen Communities gebracht. In Österreich lebende AfrikanerInnen wehrten sich laut und öffentlich gegen stille Diskriminierung: So etwa mit der viel beachteten Kampagne „Black Austria", die mittels Plakaten die mediale Gleichsetzung von „AfrikanerIn" und „KriminelleR" ironisierte. Mit einer weiteren Kampagne protestierte Inou gegen den Speiseeis-Artikel „I will Mohr" - und zog sich damit, nicht zuletzt aufgrund der sommerbedingten Nachrichten-Dürre, jede Menge empörte Kritik auf sich. 

Der Bericht spart nicht mit Vorwürfen an die Mehrheitsgesellschaft. Er leistet leistet aber auch einen Beitrag zur Versachlichung, indem er festhält, wie sich die afrikanische Bevölkerung Österreichs zusammensetzt: Der Großteil der 22.000 in Afrika geborenen WienerInnen stammt nämlich nicht aus dem bevölkerungsreichsten afrikanischen Staat, Nigeria, sondern aus Norden des Kontinents: Mit 38 Prozent stellen die ÄgypterInnen die größte Gruppe dar, die tunesischstämmigen Zugewanderten bilden nach den NigerianerInnen Platz drei. (Maria Sterkl, derStandard.at, 10.6.2010)