Kathrin Rhomberg, Kuratorin der 6. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst

Foto: Unger

Vom Kurfürstendamm aus gesehen liegt der Berliner Stadtteil Kreuzberg im Osten der Stadt. Von den Plattenbauten in Marzahn aus aber liegt das Viertel der alten 68er und türkischen Zuwanderer selbstverständlich im Westen, da lag es ja schon damals - jenseits der Mauer. Die deutsche Hauptstadt hat eine besondere historische Geografie, das hat auch die österreichische Kuratorin Kathrin Rhomberg bemerkt, die für die 6. Berlin Biennale verantwortlich ist. Am Donnerstag wird sie eröffnet, ein zentraler Ort der Schau, die immer großes Medienecho findet, wird in Kreuzberg sein.

Diese Entscheidung hat wohl auch damit zu tun, dass Kathrin Rhomberg sich mit den Himmelsrichtungen gut auskennt. Als Westösterreicherin (geboren 1963 in Bludenz) kam sie über Salzburg (Studium der Kunstgeschichte) nach Wien, wo sie sich in den 90er-Jahren an der Secession einen Namen machte; etwa 2002 mit der Schau Aus- geträumt, in der sie zeigte, dass ihr Blick in der Zwischenzeit noch viel weiter nach Osten gewandert war: Das Ende der Ideologien und das Ende der kommunistischen Welt brachten eine neue Kunst hervor, die Rhomberg als Zuwendung zur Wirklichkeit deutete. Namen wie Pawel Althamer oder Roman Ondák tauchten damals auf, zum Teil sind sie nun auch in Berlin wieder vertreten.

Mit diesem Interesse für osteuropäische Kunst war sie in Wien nicht allein. Sie fand auch Unterstützung, als sie gemeinsam mit Mária Hlavajová das transdisziplinäre Förderprogramm für Kunst und Theorie Tranzit 2002 auf den Weg brachte. Im selben Jahr ging Kathrin Rhomberg nach Köln und verantwortete dort bis 2007 die Ausstellungen des dortigen Kunstvereins. Parallel hatte sie gemeinsam mit Marion von Osten die künstlerische Leitung des Projekts Migration inne, das von der deutschen Bundeskulturstiftung und dem Goethe-Institut gefördert wurde.

Zwei Jahre bereitete sie sich nun auf die Berlin Biennale vor, in einer Stadt, die sich durch "Normalisierung" einerseits und "Flüchtigkeit" andererseits auszeichnet, wie sie kürzlich in einem Gespräch formulierte. In Kreuzberg kommen nun viele von den Themen zusammen, die Kathrin Rhomberg in den letzten zehn Jahren beschäftigt haben. Für die Berlin Biennale hat sie den Begriff der Wirklichkeit als zentral gesetzt. Das ist sicher nicht die schlechteste Idee in einer Stadt, die nicht genau weiß, ob sie das neue New York oder das bessere Bonn sein soll. (Bert Rebhandl / DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2010)