Die Welt braucht die Grünen, irgendwie. Auch die kleine österreichische Welt. Keine Partei ist so verlässlich gegen rechts außen, vor allem in der "Ausländerfrage" . Auf lokaler Ebene sorgen sie oft dafür, dass gedankenloses Drüberbetonieren gebremst wird. Man soll das nicht unterschätzen. Das ist Lebensqualitätssicherung im Alltag. Die Großparteien wollen jetzt auch grün sein, aber wenn es konkret wird mit dem Bauprojekt in der Grünzone oder mit fragwürdigen Straßenbauten, dann sind ÖVP und SPÖ gern zur interessengesteuerten Umwidmung bereit.

Möglicherweise liegt die Stärke der Grünen in diesem lokal-regionalen Bereich, denn bundespolitisch fehlt ihnen eine Dimension. Wir bräuchten dringend eine Partei, die die lähmende Einfallslosigkeit, Drögheit und Ängstlichkeit der regierenden Flachmänner unter ständiger Attacke hält. Von wem sollen sonst unkonventionelle Ideen kommen? Soll aber anscheinend nicht sein. Und in Wien sind die Grünen sogar dabei, auf der lokalen Ebene ihre Erfolge zu verspielen.

Seit der letzten Bezirkswahl hat der achte Bezirk, die bürgerliche Josefstadt, eine grüne Mehrheit. Im Moment sprengen sie die gerade mit einer Führungsintrige in die Luft. Das grüne Fußvolk verteilt inzwischen brav Teströhrchen für Blei in den alten Hauswasserleitungen des Bezirks, eine Maßnahme praktischer Politik. An sich braucht die Welt die Grünen. Aber das garantiert nicht ihr Überleben. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2010)