Im Kommentar der beiden ÖH-Vorsitzenden vom 15. April 2003 unter dem Titel "Segensreiche Gebühren, glückliche Studenten" werden zwölf Fragen in den Raum gestellt. Bezeichnend ist dabei, dass die beiden Autorinnen des Kommentars ihre Fraktionszugehörigkeit angeben. Es drängt sich der Schluss auf, dass der ÖH-Wahlkampf und nicht die sozialen Fragen der Studierenden der eigentliche Grund dieses Kommentars ist.

Faktum ist, dass es nach Einführung der Studienbeiträge keine Veränderung der sozialen Herkunft der Studierenden gegeben hat. Im Bericht des IHS findet sich dazu folgender Satz: "Der Hochschulzugang hat sich in den letzten Jahren im Hinblick auf die soziale Herkunft der Studierenden nicht verändert. Auch nach Einführung der Studienbeiträge zeigen sich keine Veränderungen."

Faktum ist, dass nach Einführung der Gebühren die Zahl der Absolventinnen und Absolventen gestiegen ist. 2001/02 haben 16.813 Studierende ihr Studium beendet, das sind um 0,7 % mehr als im Vorjahr und um 8,6 % mehr als im Studienjahr 1999/00.

Faktum ist, dass nach Einführung der Studienbeiträge die Zahl der Studierenden, die keine Prüfungsleistung in einem Studienjahr nachweisen können, gesunken ist. Im Studienjahr 1999/2000 haben 38,8 % der Studierenden keine Prüfung abgelegt. Für das Studienjahr 2001/2002 weisen die Zahlen der Universitäten einen Anteil von 22,6 % aus.

Faktum ist, dass nach Einführung der Studienbeiträge die Mittel für die Studienförderung erhöht wurden und die Zahl der Beihilfenbezieher/innen gestiegen ist. Im Jahr 2000 wurden 110,7 Mio. Euro für Studienförderung aufgewendet. Im Jahr 2002 waren es um 44 Mio. Euro mehr. Die Anzahl der Bezieherinnen und Bezieher von Studienbeihilfe und Studienförderung an Universitäten und Universitäten der Künste stieg von 26.497 im Studienjahr 1999/2000 auf 30.160 im Studienjahr 2001/ 2002.

Frau Mautz und Frau Weinberger haben brav von ihren "Mutterparteien" gelernt und stimmen munter in den Chor der Regierungskritiker ein. Passagen der "Studierenden Sozialerhebung 2002", welche vom Institut für höhere Studien (IHS) im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführt wurde, werden teils nicht anerkannt, falsch zitiert und Zahlen manipuliert. Und das alles, um den Anschein zu erwecken, im Interesse der Studierenden zu handeln.

Gerade für zwei Vertreterinnen des akademischen Lebens sollte die akademische Redlichkeit über parteipolitischer Agitation stehen. Aber das scheint bis zur ÖH-Wahl im Mai nicht gefragt zu sein. Oder bereitet Frau Mautz nach ihrer Kandidatur für den Nationalrat auf der Liste der SPÖ ihre Politikerinnenkarriere vor? (DER STANDARD, Printausgabe, 19./20./21.4.2003)