Der ehemalige irakische Informationsminister Mohammad Said al Sahhaf soll sich erhängt haben. Der Mann hatte Kultstatus in der internationalen Gemeinde interessierter Politikbeobachter, es gibt sogar eine eigene Website (http://www.welovetheiraqiinformationminister.com) komplett mit seinen Aussprüchen ("Es gibt keine amerikanischen Ungläubigen in Bagdad. Niemals!"), einem T-Shirt und alledem. "Comical Ali", wie er im Unterschied zu "Chemical Ali", dem Giftgas-Massenmörder (von US-Bombe erschlagen) hieß, steht nicht auf der Liste der 55 meistgesuchten Mitglieder des irakischen Verbrecherregimes. Er war wohl nur ein Hofnarr Saddams, nicht einer der vielen Henker. Das Bild des Mannes, der vor seinem ausgebombten Ministerium die Vernichtung der ungläubigen Hunde besang, während hinten die US-Panzer durchs Bild fuhren, wird lange bleiben. Aber dass er sich im Gegensatz zu den anderen Regimeknechten umgebracht hat, wirft die Frage auf: Der wird doch das alles nicht geglaubt haben, was er sagte? Nicht unwahrscheinlich, wenn man den Hang zum Selbstbetrug kennt, der in den letzten Stunden von diktatorischen Regimes allgemein und im Nahen Osten speziell auftreten kann. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.4.2003)