Michael sieht so aus, als hätte Mutter Natur einen schlechten Tag oder zumindest Schnupfen gehabt, als er auf die Welt kam. Dafür kann er nichts. Dafür - beziehungsweise dagegen - kann man ja zum Beispiel zum Friseur gehen.

Das tut Michael auch, und zwar in Begleitung eines Kamerateams von "Blitz", dem Boulevardformat auf Sat 1. Dort wird er nämlich am Abend singen. "Live" und für ein "Millionenpublikum". Michael ist ein Sänger. Das heißt, er möchte gerne ein solcher sein. Das ist dieser Tage nichts Ungewöhnliches. Füllen doch Gesangsdarsteller die TV-Primetime ebenso wie die Taschen der Musikindustrie, die mittels "Superstar"-Shows und "Starmania" ihre Ideenlosigkeit und Panik angesichts der Internetkonkurrenz und des lustigen Kopierens kopiergeschützter Tonträger verzweifelt öffentlich macht. Da springt dann leicht ein Bogdan über den Schatten eines Roscic.

Aber zurück zu Michael. Dieser junge Mann wird also gekampelt und geschnitten für seinen großen Auftritt. Bevor er sein stimmliches Elend erhebt und einen Dieter-Bohlen-Song (!) nachleiert, erfahren wir, dass Daniel Küblböck, das Kasperle aus "Deutschland sucht den Superstar", sein großes Vorbild ist.

Oh Mann. Bitte nicht. Wenn Bogdan, Dieter und Co. das erfahren, verstopfen bald die Kopien von den Kopien die Kanäle. Das wird grausamer als die Werbepause während der "Simpsons". (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 17.4.2003)