Wenn sein linkes Auge zuckte, war Gefahr in Verzug. Da wusste man, dass ihm etwas gewaltig gegen den Strich ging. Und dann konnte Karl Blecha, der so prächtig zu poltern verstand wie kein anderer, ernsthaft in Rage geraten. Es war jedes Mal ein Erlebnis, und wer den mittlerweile altersmild gewordenen Pensionistensprecher gegen die Regierung wettern hört, kann sich ausmalen, wie das zu seinen besten Zeiten klang.

Die hat der am 16. April 1933 in Wien geborene Politiker, den seine Freunde bald "Charly" riefen, ausführlich genossen. Mit Hannes Androsch, Heinz Fischer und Peter Schieder gehörte Blecha zu den jungen Löwen, die Bruno Kreisky bei seinem Antritt als Kanzler um sich scharte und Karriere machen ließ.

Bei Blecha wurde es eine große: Der gelernte Soziologe, der sich auch als Journalist und Werbefachmann versucht hatte, wurde 1975 Zentralsekretär und stieg 1981 zum Parteivize auf.

1983 folgte er dem glücklosen Erwin Lanc als Innenminister, eine Funktion, die er ausfüllte und nützte wie kaum ein anderer seiner Vorgänger: Erst als seine Verwicklung in die Affären Lucona und Noricum vor Gericht untersucht wurde, musste der machtbewusste und -verliebte Blecha 1989 zurücktreten.

Gebrochen hat das den bekennenden und praktizierenden Hedonisten nicht: Als Chef des Pensionistenverbandes gab er 1999 sein Comeback auf der politischen Bühne, privat fand er mit seiner zweiten Frau Rosi im selben Jahr ein neues Glück.(Samo Kobenter/DER STANDARD, Printausgabe, 16.4.2003)