Dubai - Das von den USA einberufene Treffen irakischer
Oppositioneller in Nassiriyah hat einen schweren Start. Zentrale
Figuren sagten ab; zehntausende Schiiten demonstrierten gegen die
US-Militärpräsenz im Irak. Zu den größten Problemen der irakischen
Opposition gehört, dass sie nur im Exil überleben konnte. Die
bekanntesten Gruppen, die untereinander zerstritten sind:
Der "Oberste Rat der Islamischen Revolution im Irak" wurde 1982
im Nachbarland Iran gegründet. Er ist die wichtigste schiitische
Oppositionsgruppe und blieb dem Treffen am Dienstag fern, mit der
Begründung, sich nicht den USA unterordnen zu wollen. Geleitet wird
die Organisation von Ayatollah Mohammed Bakr al Hakim, der im
iranischen Exil lebt und über eine 15.000 Mann starke Privatarmee
verfügen soll. Der "Irakische Nationalkongress" (INC) ist ein Sammelbecken
verschiedener Gruppierungen und wurde 1992 in London gegründet. Die
Bewegung des umstrittenen schiitischen Bankiers Ahmed Chalabi wird
vor allem vom Pentagon unterstützt. Chalabi schickte nur einen
Vertreter zu dem Treffen, obwohl er seit kurzem einen Stützpunkt in
Nassiriyah hat. Chalabis Kritiker sehen ihn als Handlanger der USA.
Auch soll er mit US-amerikanischen Ölfirmen bereits über Geschäfte
verhandelt haben. Ein jordanisches Gericht verurteilte Chalabi 1992
wegen Betrugs zu 22 Jahren Haft.Die "Unabhängigen Irakis für Demokratie" fanden sich vergangenen
Monat bei einer Konferenz in London zusammen. Sie ernannten den
ehemaligen Außenminister Adnan Pachaci zu ihrem Sprecher und
befürworten eine UNO-Übergangsverwaltung. Der 80-jährige Ex-Diplomat
lebt seit mehr als zwanzig Jahren im Exil. Er gehört der sunnitischen
Glaubensrichtung an.Die "Irakische Nationale Eintracht" mit Sitz in London wurde
1976 von dem Exilpolitiker Iyad Alawi gegründet und hat ehemalige
Baath-Anhänger angezogen, die sich gegen das Regime von Saddam
Hussein stellten.Die "Konstitutionelle Bewegung" ist die monarchistische Partei
unter Führung des Oberhaupts der 1958 entthronten Königsfamilie,
Prinz Sharif Ali bin Hussein. Er war zwei Jahre alt, als sein Cousin,
König Faisal II., ermordet wurde. Die irakische Königsfamilie ist ein
Zweig der in Jordanien regierenden Haschemiten-Dynastie. Die "Irakische Republikanische Gruppe" trat erstmals vor einer
Woche in Erscheinung. In einer Erklärung, die aus Bagdad datiert war
und in Amman verbreitet wurde, nahm sie für sich in Anspruch, eine
Schlüsselrolle beim Sturz von Saddam Hussein gespielt zu haben. Sie
wandte sich gegen eine irakische Regierung der "Außenseiter". Nach
eigenen Angaben gehören ihr Menschen aller ethnischen und religiösen
Gruppen des Irak an. Demokratische Partei Kurdistans (KDP) und Patriotische Union
Kurdistans (PUK):
Diese beiden miteinander verfeindeten Kurdenparteien unter Führung
von Massud Barzani bzw. Jalal Talabani teilen sich die Macht im
Nordirak, der seit 1991 der Kontrolle Bagdads entzogen ist. Die KDP
ist mehr ein Stammesverband unter Führung der Barzani-Sippe als eine
politische Partei. Die PUK rekrutiert ihre Anhänger vor allem in den
gebildeten städtischen Mittelschichten. (APA/AFP)