Italien will bis zu 3000 Mann als "humanitäre Soforthilfe" in den Irak entsenden. Das kündigte Außenminister Franco Frattini am Dienstag im römischen Parlament an. Geplant seien die Errichtung eines Feldlazaretts, ein mobiles Labor für Wasser- und Bodenuntersuchungen, Impfungen und Seuchenvorbeuge, die Entsendung von Carabinieri als Polizeieinheiten, Entminungsspezialisten, Pioniere sowie Experten für chemische und bakteriologische Kampfstoffe.

300 Zivilisten

Dem Kontingent sollen auch rund 300 Zivilisten angehören: Fachleute für Trinkwasseraufbereitung und Stromversorgung, Brücken- und Straßenbau, Ärzte und Krankenhauspersonal.

Frattini sprach von einem "Wettlauf mit der Zeit" und bestätigte ein entsprechendes Ansuchen aus Washington. "Wir können das irakische Volk jetzt nicht im Stich lassen und müssen verhindern, dass die Nachkriegszeit mehr Opfer fordert als der Krieg selbst", erklärte der Außenminister. Man bemühe sich um eine Koordinierung der Aufbauhilfe innerhalb der EU. Spanien, die Niederlande und Portugal hätten bereits ihre Bereitschaft zu ähnlichen Ini^tiativen bekundet, so Frattini. Rom werde in den kommenden Tagen "2500-3000 Mann aus Heer, Luftwaffe, Marine und Carabinieri in den Irak entsenden - auch ohne den Segen der UNO", versicherte der Außenminister.

Opposition gespalten

Die Opposition war geteilter Meinung. Francesco Rutelli vom Parteienbündnis Margherita und Massimo D’Alema (Linksdemokraten) unterstrichen die völkerrechtliche Illegalität des Krieges, wollten sich aber humanitärer Hilfe nicht widersetzen. Sie forderten jedoch eine von Brüssel koordinierte, gemeinsame Aktion aller EU-Staaten. Dagegen lehnten die Grünen und die Kommunisten die Entsendung eines italienischen Kontingents als "Unterstützung der Invasionstruppen" ab. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 16.4.2003)