Wien - Österreichs E-Wirtschaft hofft, gut zehn Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes die Serie an verordneten Netztarifsenkungen durchbrechen zu können. Grund ist die Einführung intelligenter Stromzähler (Smart Meter), die laut EU-Richtlinie spätestens 2020 im Großteil der europäischen Haushalte hängen sollen. Der Tausch bzw. die dafür erforderliche Infrastruktur sei so teuer, dass man die Kosten mit den derzeitigen Netztarifen allein keinesfalls tragen könne, wird argumentiert. Der Regulator widerspricht.

"Die tatsächlichen Kosten, die bei der Einführung von Smart Meter anfallen, werden abgedeckt; macht man das intelligent, müsste es sich grosso modo mit dem derzeitigen Messentgelt ausgehen", sagte E-Control-Chef Walter Boltz dem Standard.

Das Messentgelt ist Teil des Netzentgelts, das für die Servicierung der Leitungen eingehoben werden darf. Es beträgt maximal 2,40 Euro pro Monat und Zähler. "Wenn es bei den alten Zählern bleiben würde, müssten wir das Messentgelt deutlich reduzieren", sagte Boltz. Durch den Wechsel zu Smart Meter, die dem Konsumenten den minutengenauen Stromverbrauch zeigen, könne der Tarif eingefroren werden.

Österreichs Energie, Interessenverband der Stromwirtschaft, hat die Kosten berechnen lassen: 2,4 Mrd. Euro inklusive IT und eines Zählerpreises von 110 Euro. "Viel zu hoch", kontert Boltz. Wir kommen auf 80 Euro. Am 16. Juni will der Regulator eine bei PriceWaterhouseCoopers in Auftrag gegebene Studie dazu präsentieren. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 9.6.2010)