Wien - Die Versicherungsgruppe Vienna Insurance Group (VIG) steigt noch im Juni komplett aus dem börsenotierten Baukonzern Porr aus. Den Anteil von 9,2 Prozent übernehmen wird die türkische Baufirma Renaissance, die bereits 10,2 Prozent an der Porr besitzt und somit auf 19,4 Prozent aufstockt, wie das "WirtschaftsBlatt" heute, Dienstag, berichtet. Ein Call-Option auf 225.908 Stück Stammaktien per Ende Mai hat die Renaissance Group ungenutzt verstreichen lassen. VIG-Chef Günter Geyer bestätigt den Rückzug.

Der Kaufpreis liegt laut Geyer "etwas über dem aktuellen Aktienkurs". An der Börse ist das Paket rund 26,6 Mio. Euro wert.

Mit der Call-Option hätte Renaissance ihre Stimmrechtsanteile sogar auf 21,74 Prozent aufdoppeln können. Der türkische Anteilseigner habe die Optionsfrist informierten Kreisen zufolge deshalb verstreichen lassen, weil parallel dazu über den Erwerb von noch mehr Porr-Anteilen verhandelt wurde. Wer gegebenenfalls noch Porr-Anteile an die Türken abgeben will, ist unklar. Porr-Eigentümer Klaus Ortner jedenfalls wird, wie er sagt, nicht verkaufen.

Überraschender Deal

Der Deal kommt in zweierlei Hinsicht überraschend. Einerseits wollte VIG-Chef Geyer der Renaissance früheren Angaben zufolge in einem ersten Schritt nur 5 Prozent abgeben. Andererseits ließ Renaissance die Call-Option am 31. Mai ungenutzt ablaufen.

Das ursprüngliche Eigentümersyndikat zwischen der UniCredit/Bank Austria nahestehenden B&C Holding, VIG und Ortner war wie berichtet im Zuge der Kapitalerhöhung in Diskussion geraten. Die VIG zog nicht mit und ihr Anteil sank unter 10 Prozent. B&C erklärte das Syndikat für beendet. Nach zähen Verhandlungen wurde der Vertrag dann aufgelöst.

Derzeit ist die B&C Gruppe mit ihrer 38,7-Prozent-Beteiligung der größte Porr-Aktionär, gefolgt von der Ortner Gruppe mit 28,7 Prozent und der Renaissance Group mit bald 10,2 plus 9,2 Prozent. 4,1 Prozent halten die Wiener Stadtwerke und 9,1 Prozent befinden sich in Streubesitz. (APA)