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Blick der "Cassini"-Sonde auf die Kohlenwasserstoffseen des Titan.

Foto: AP Photo/NASA

Baltimore - Er ist größer als der Planet Merkur und gilt nicht nur deshalb als potenzieller Lebensträger: Der 5.150 Kilometer durchmessende Saturnmond Titan ist von einer überaus dichten Atmosphäre umgeben, die lange Zeit den Blick auf seine Oberfläche verwehrte. Astronomen spekulierten, dass sich darunter Ozeane befinden könnten. Wegen der niedrigen Temperaturen zwar nicht aus Wasser, aber dafür aus flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan oder Ethan. Auch solche könnten theoretisch eine geeignete Umgebung für Lebensformen sein. Bilder der "Cassini"-Sonde aus dem Jahr 2007 bestätigten schließlich die Existenz solcher Seen auf dem Titan, die in ihren Ausmaßen den großen Seen der Erde gleichkommen.

2005 machten sich Chris McKay vom Ames Research Center der NASA und Heather Smith von der International Space University in Straßburg Gedanken darüber, wie der Stoffwechsel von Mikroben aussehen könnte, die in einer Kohlewasserstoff-Umgebung leben. Ihren Modellen nach könnten Organismen Wasserstoffgas atmen und sich von der Kohlenwasserstoffverbindung Ethin (allgemein geläufig als Acetylen) ernähren.

Aktuelle Messdaten

Spannend wird diese Spekulation aktuell deshalb, weil ihrzufolge Acetylen abgebaut und der Wasserstoff in der Nähe der Mondoberfläche abnehmen müsste - und das deckt sich mit Daten der "Cassini"-Sonde, wie der "NewScientist" berichtet. Infrarotmessungen zeigen, dass so gut wie kein Acetylen vorhanden ist, obwohl dies durch die Einwirkung von UV-Licht auf die Titan-Atmosphäre laufend produziert werden sollte.

Außerdem zeigen Messungen, dass Wasserstoff, der ebenfalls durch chemische Reaktionen unter UV-Einfluss gebildet wird, "verschwindet": Er wandert zum Teil nach oben und entweicht ins All, zum Teil sinkt er nach unten. Dort sollte er sich dann eigentlich messbar ansammeln - das tut er aber nicht. Entweder verbindet er sich mit Kohlenstoff zu Methan - oder, das ist zumindest McKays Hoffnung, er wird verbraucht. Auch McKay stimmt aber anderen Astronomen zu, die erst einmal sämtliche möglichen chemischen Reaktionen ins Auge fassen, ehe sie an biologische Prozesse zu denken wagen. (red)