Wien - Der offene Zugang an Österreichs Universitäten ist laut einer im Auftrag der EU-Kommission erstellten Studie "ein Hemmnis für hohe Qualität beim Studienangebot". Das Fehlen von Beschränkungen habe nicht die erhoffte höhere soziale Durchlässigkeit gebracht, heißt es im nationalen Detailbericht von "Governance and Funding Reform in the European Higher Education Area". "Sowohl die Überlastung der Universitäten, als auch die positiven Auswirekungen von Zugangsbeschränkungen an den Fachhochschulen (FH) sprechen dafür, den offenen Uni-Zugang abzuschaffen."

Überhaupt haben heimische Unis ein "spezielles Problem", heißt es in der Analyse der österreichischen Hochschullandschaft durch das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung (CHE): Immerhin könne dort jeder mit einer Studienberechtigung studieren was er will, wo er will und so lange er will - ganz im Gegensatz zu innerhalb des vergangenen Jahrzehnts neu geschaffenen FH, Privatuniversitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH). Trotz dieses freien Zugangs sei die soziale Durchlässigkeit an den FH, wo Studienplätze beschränkt, die Bewerber selektiert und in den meisten Fällen Studiengebühren eingehoben werden, deutlich besser als an den Unis mit ihrem freien Zugang.

Leistungssteigerung an Österreichs Hochschulen

Insgesamt haben die Reformen ab dem Jahr 2002 laut der Untersuchung zu einer Leistungssteigerung der österreichischen Hochschulen geführt. Verbesserungen habe es etwa beim Zugang gegeben: Zwischen 1995 und 2007 ist der Anteil eines Altersjahrgangs, der eine tertiäre Ausbildung beginnt, um 15 Prozent auf 42 Prozent gestiegen. Am massivsten fielen die Steigerungen bei den FH aus, wo sich zwischen dem Sommersemester 2000 und dem Wintersemester 2008 die Zahl der Studenten auf rund 11.700 fast verdreifacht hat.

Positive Auswirkungen gab es auch auf die Hochschulabsolventenquote, auch wenn sie noch immer deutlich unter dem OECD-Schnitt von 39 Prozent (2007) liegt: Zwischen 1995 und 2007 ist der Anteil eines Altersjahrgangs, der ein Studium erfolgreich abschließt, von zehn auf 22 Prozent gestiegen; in absoluten Zahlen gab es eine Steigerung von 19.136 (Sommersemester 2000) auf 28.542 (Ende Wintersemester 2006). Auch hier gab es die dynamischste Entwicklung an den FH, was der Bericht u.a. darauf zurückführt, dass mehr als die Hälfte der Studenten an öffentlichen Unis das Studium abbricht.

Drittmittelsteigerung durch Studiengebühren

Weitere Pluspunkte der Reformen: Ab 2001 hätten die Hochschulen den Anteil von Drittmitteln an ihrem Budget deutlich steigern können. Ausschlaggebend dafür war die Einführung der - mittlerweile de facto wieder abgeschafften - Studiengebühren von 363 Euro pro Semester bzw. der doppelten Summe für Ausländer. Außerdem sind zwischen 2000 und 2008 die Forschungsausgaben mit einer der höchsten Steigerungsraten in Europa auf 2,63 Prozent angewachsen.

Die Autonomie der Unis im Jahr 2002 führte aus Sicht der Studienautoren dazu, dass die Unis Management-Strukturen schaffen mussten, wirtschaftlich und zielorientiert handeln müssen und - da die Uni-Mitarbeiter nun keine Beamte mehr sind - zu mehr Flexibilität in Personalfragen. Gleichzeitig bestehe aber die Gefahr einer Überbürokratisierung der Unis, bei der viel Energie in Management gesteckt werde, ohne dass dies direkte Auswirkungen zeigt.