Bild nicht mehr verfügbar.

Kerviel will für seine ehemaligen Vorgesetzten nicht den Sündenbock spielen.

Foto: AP/Ena

Jérôme Kerviel wurde 2008 entlassen, nachdem er für seinen Arbeitgeber 4,9 Mrd. Euro verjubelt hatte. Ein Branchenrekord. Kerviels Fall wurde zum Symbol für die Finanzkrise. Am Dienstag beginnt in Paris sein Gerichtsprozess.

Kerviel will nämlich nicht Sündenbock spielen für seine Vorgesetzten, seine Bank und Börsen. In einem vor kurzem erschienenen Buch bezeichnet sich der 33-jährige Franzose als "ein Mensch, der seine Fehler anerkennt, aber der sich weigert, für ein verrückt gewordenes System zu zahlen".

Er war Ende 2007 in eine Verlustspirale geraten und hatte das Blatt mit immer höheren Einsätzen - bis zu 50 Mrd. - zu wenden versucht. Société Générale wirft ihm vor, er habe seine Positionsbezüge bankinternen Kontrollinstanzen mit getürkten Statistiken verheimlicht. Alle hätten sie offizielle Limits systematisch durchbrochen, sagt Kerviel. Dazu seien sie von der Bank ermuntert worden. "Wie alle in unserem Büro verlor ich völlig das Gefühl für die Höhe der Einsätze", schreibt er.

Das Gericht muss versuchen zu klären, wie weit Kerviel im Verborgenen spekulierte und weit die Bank sein Treiben tolerierte. Der Präsident der Société Générale, Daniel Bouton, sitzt nicht auf der Anklagebank. Er erhielt zur Abfindung 2000 Euro Rente. Pro Tag. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.6.2010)