Frankfurt/Main - Der deutsche Autor und Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist am Sonntag in Frankfurt mit der erstmals verliehenen Ludwig-Börne-Ehrenmedaille ausgezeichnet worden. Vier Tage nach Reich-Ranickis 90. Geburtstag ehrte ihn die Börne-Stiftung damit für sein Lebenswerk. "Seine Liebe zur Literatur wird nur von der Leidenschaft, sie zu kritisieren, übertroffen", sagte der Vorsitzende Michael Gotthelf.

In der Frankfurter Paulskirche würdigten vier Laudatoren den Preisträger: der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher, der Publizist Hendrik M. Broder sowie die TV- Entertainer Harald Schmidt und Thomas Gottschalk. Reich-Ranicki sagte in seinen Dankesworten: "Ich habe immer wieder versucht, die Literatur lesbar zu machen für ein möglichst großes Publikum." Dennoch sei er nach seinem Empfinden ein Außenseiter geblieben.

Lobesworte

Gottschalk nannte Reich-Ranicki einen begnadeten Entertainer. Er sei entgegen seiner eigenen Wahrnehmung für die große Mehrheit der Deutschen "kein Außenseiter, sondern eine Ausnahme". Auch FAZ-Herausgeber Schirrmacher hob die Popularität Reich-Ranickis hervor. Er sei jedem Tankwart bekannt und zugleich "das Staatsoberhaupt in der literarischen Republik".

Schmidt trug zu Ehren des Preisträgers das Gedicht "Erinnerung an die Marie A." von Bertolt Brecht vor. Indirekte Kritik kam vom Publizisten Hendrik M. Broder. "Man kann in der deutschen Literatur zu Hause sein, aber man kann nicht so tun, als würde man in der deutschen Literatur leben", sagte Broder in Anspielung auf eine Äußerung Reich-Ranickis, die deutsche Literatur und Musik sei sein "portatives Vaterland".

Vor der Übergabe der Medaille war es bei der Feier zu einem Zwischenfall gekommen. Ein Störer besetzte minutenlang das Rednerpult, gab es aber schließlich freiwillig wieder frei. (APA)