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Rio Ferdinand verlässt das Netcare Ferncrest Hospital, das Rönten ergab Niederschmetterndes.

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Sorgen um Didier Drogba

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Arjen Robben macht der Oberschenkel zu schaffen

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Johannesburg/Wien - Der WM in Südafrika kommen immer mehr große Namen abhanden. In den vergangenen Tagen hat sich fast täglich ein Superstar eine mehr oder weniger schwere Verletzung zugezogen. Arjen Robben (Muskelverletzung im Oberschenkel) und Didier Drogba hoffen zwar noch auf einen Einsatz in Südafrika - eine Hoffnung, die angesichts eines Ellbogenbruchs wie jenem des Stürmers von Cote d'Ivoire aber vergeblich scheint.

"Vielleicht kann er mit einem Schutz spielen. Aber natürlich mache ich mir große Sorgen", sagte Coach Sven-Göran Eriksson, der seinen Kapitän mit einer Arm-Manschette auflaufen lassen will. Die Operation am Samstag ist jedenfalls gut verlaufen. In einer Pressemitteilung äußerte der Verband Zuversicht auf eine "schnelle Rückkehr auf den Fußballplatz". Allerdings müsste der Weltverband FIFA das Spielen mit einer Manschette erst genehmigen. Fraglich ist zudem, wann der Torschützenkönig der Premier League nach seiner Operation ins Turnier eingreifen könnte. "Wenn Didier nicht spielen kann, sind wir nicht dasselbe Team", sagte Kolo Toure von Manchester City auch mit Blick auf die schwierige Gruppe G mit den Gegnern Brasilien, Portugal und Nordkorea.

Das Unglück des Hünen, der sich im Testspiel gegen Japan verletzte, ist kein Einzelschicksal. Gleich drei Kollegen von Chelsea hat es ebenfalls erwischt - neben Deutschlands Kapitän Michael Ballack (Bänderriss im Sprunggelenk) auch Ghanas Topstar Michael Essien und Nigerias John Obi Mikel, die ihre Knieverletzungen jeweils nicht rechtzeitig überwunden haben.

Englands defensiver Mittelfeldspieler Gareth Barry hatte sich zuletzt mit langwierigen Knöchelproblemen herumgeplagt, für Kapitän Rio Ferdinand endete der Traum, die WM-Trophäe zu stemmen, am Freitag gar mit einer Knieblessur. "Es ist wie ein Fluch", erklärte der Innenverteidiger von Manchester United. Vier Jahre lang habe er sich auf den Höhepunkt vorbereitet. 2014 in Brasilien wird Ferdinand 35 Jahre alt und wohl nicht mehr dabei sein.

Ferdinand hatte sich bei der letzten Aktion im Training am Freitag im Royal Bafokeng Sports Campus bei einem Zweikampf mit Emile Heskey am linken Knie verletzt. "Emile trifft keine Schuld. Es war einfach furchtbares Pech", sagte Englands Teammanager Fabio Capello. Der Italiener nominierte Michael Dawson von den Tottenham Hotspurs nach. Das Amt des Kapitäns wird Steven Gerrard vom FC Liverpool übernehmen.

Schwere Verletzungen hatten zuletzt vor allem Spieler aus der englischen Premier League betroffen. Das hatte auch Diskussionen um die hohen körperlichen Anforderungen, die auf der Insel an die Profis gestellt werden, ausgelöst. Deutlich mehr als 50 Pflichtspiele haben die Angestellten von Topklubs zu absolvieren - und das bei anhaltend hoher Intensität. England fehlt außerdem David Beckham, der sich am 14. März im Heimspiel  des AC Milan gegen Chievo Verona die Achillessehne gerissen hatte.

Unter Schock standen auch die Niederlande vor ihrer Abreise nach Johannesburg. Dem Jubel über das starke 6:1 gegen Ungarn folgte der Katzenjammer um die Verletzung von Robben. Der 26-Jährige hatte in Amsterdam nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit zunächst das dritte und sechste Tor makiert, ehe er in der 87. Minute ohne Fremdeinwirkung eine Verletzung im linken Bein erlitt. Robben wird zunächst in der Heimat bleiben und sich einer Kernspintomografie unterziehen.

Diese hat allerdings nur einen kleineren Muskelfasereinriss ergeben, Robben könnte daher in einer späteren Turnierphase einsteigen. "Ich habe entschieden, keinen anderen Spieler nachkommen zu lassen", erklärte Van Marwijk. "Ich will ihm die Chance geben, rechtzeitig fit zu werden." Die Niederländer bestreiten ihr erstes WM-Spiel am 14. Juni in Johannesburg gegen Dänemark. Die weiteren Gegner in Gruppe E sind Japan und Dänemark. Wann Robben nach Südafrika reist, soll laut Verbandsangaben vom Sonntag "in den nächsten Tagen" geklärt werden.

Titelverteidiger Italien muss zumindest zu Turnierbeginn auf Spielmacher Andrea Pirlo verzichten. Der Mittelfeldspieler, der am Freitag eine Wadenzerrung erlitt, fällt mindestens zwei bis drei Wochen aus. Der 31-Jährige kehrte zwischenzeitlich nach Mailand zurück, um dort mit dem Reha-Programm zu beginnen.  Nationaltrainer Marcello Lippi hat ohnehin schon Verletzungssorgen. Der WM-Einsatz von Mauro Camoranesi ist wegen einer Knieverletzung fraglich. Lippi hat bereits Mittelfeldspieler Andrea Cossu von US Cagliari als Nachrücker bestimmt.

"Wir versuchen, Pirlo für das dritte oder vielleicht das vierte Spiel fit zu bekommen", meinte Lippi nach dem 1:1 am Samstag im letzten Test gegen die Schweiz. Bis 13. Juli kann er entscheiden, ob er Pirlo im Kader belässt oder ihn gegen Cossu austauscht. Als erster Ersatz in der Stammformation für Pirlo gilt Riccardo Montolivo. Lippi hat in der Vorbereitung auf die WM diverse Formationen (4-2-3-1, 4-3-3-, 4-4-2) probiert, seine Wahl für die WM will er natürlich noch nicht verraten. "Wir werden uns die richtige aussuchen." Die Italiener fliegen am Dienstag nach Südafrika.

Deutschland fehlt nicht nur Kapitän Ballack, der sich im englischen FA-Cup-Finale verletzt hatte, sondern auch Stammtorhüter Rene Adler, der an einer Rippenverletzung laboriert. Dazu kommen die verletzten Mittelfeldspieler Simon Rolfes und Christian Träsch sowie Verteidiger Heiko Westermann.

Zahlreiche andere Topspieler - Schwedens Zlatan Ibrahimovic oder Tschechiens Petr Cech - hatten ihr Ticket nach Südafrika bereits in der Qualifikation liegen gelassen. Andere fanden in den Aufgeboten der 32 Teamchefs mehr oder weniger überraschend keine Berücksichtigung. Frankreich leistet es sich, ohne Karim Benzema, Patrick Vieira und Samir Nasri auszukommen, Brasilien verzichtet auf Ronaldo, Ronaldinho, Adriano und Pato, Italien auf Francesco Totti und Luca Toni, die Niederlande auf  Ruud van Nistelrooy.

Für Unverständnis hatte Argentiniens Teamchef Diego Maradona gesorgt, indem er die Routiniers Javier Zanetti und Esteban Cambiasso zu Hause ließ. Das Duo hatte mit Inter Mailand die Champions League gewonnen, war zuletzt in Topform gewesen und hätte die nicht immer sattelfeste Defensive der Albiceleste stabilisieren können. Bei Spanien muss Marcos Senna zuschauen. Beim EM-Titel 2008 war der defensive Mittelfeldmann noch als Schlüsselspieler gefeiert worden.
(sid/APA/red)