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Melzer im Halbfinale überfordert.

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Erst im dritten Satz kam der Österreicher in Tritt.

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Rafael Nadal zeigte Melzer die Grenzen auf.

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Trotzdem gab es für den 29-jährigen viel Lob in Paris

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Paris - Der Siegeslauf von Jürgen Melzer bei den French Open ist am Freitag zu Ende gegangen. Der 29-jährige Niederösterreicher, der in Paris u.a. mit Siegen über David Ferrer und Novak Djokovic einen sensationellen Erfolgslauf hingelegt hatte, musste sich in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale Sandplatz-König Rafael Nadal nach 2:09 Stunden mit 2:6,3:6,6:7(6) geschlagen geben, Nadal trifft am Sonntag im Endspiel auf den Vorjahresfinalisten Robin Söderling aus Schweden.

Melzer Top 20

Für Melzer ändert das freilich nichts an seinem beeindruckenden Abschneiden beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Er wird sich dank der gewonnenen 720 Punkte in der Weltrangliste erstmals in die Top 20 schieben und darf sich über seinen bisher größten Preisgeld-Scheck in Höhe von 280.000 Euro freuen.

"Ich habe mir ja eigentlich vorgenommen, dass ich kein Tie-Break verliere, das wäre mir fast gelungen. Ich habe deswegen erst im dritten Satz hineingefunden, weil ich dann voll riskiert habe als es mir schon egal war", meinte Melzer in einem ersten Statement. "Ich glaube, ich habe mich gut verkauft."

Nadal souverän

"Toll, dass ich wieder im Finale bin. Jürgen hat ein gutes Turnier gespielt, tolle Spieler geschlagen, und ich bin sicher, dass er noch viele gute Turniere spielen wird. Bei 5:4 ist es noch einmal eng geworden, denn da hat er sehr gut gespielt", streute Nadal dem Österreicher Rosen. "Ich werde jetzt gegen Söderling mein Bestes geben und schauen, was dabei rauskommt." Das Finalduell am Sonntag (15.00 Uhr) wird freilich mit Spannung erwartet, denn Söderling hatte Nadal im Vorjahr im Achtelfinale ins Aus befördert und ihm dessen bisher einzige Niederlage in Roland Garros überhaupt zugefügt.

Das Abenteuer Paris-Halbfinale begann um 17:05 Uhr vor knapp 15.000 Zuschauern auf dem Center Court Philippe Chatrier zunächst ausgeglichen, Melzer egalisierte die 1:0-Führung von Nadal mit einem perfekten Zu-Null-Aufschlaggame. Nadal fand aber sehr schnell ins Spiel und hatte bei seinen Aufschlag-Games vorerst keine Schwierigkeiten, während er dem Niederösterreicher im sechsten Spiel das Service zu Null zum 4:2 abnahm. Melzer hatte dann zwar selbst einen Rebreak-Ball zum 3:4, den der Weltranglisten-Zweite aber abwehrte. Satz eins war schon nach 29 Minuten Geschichte.

Im zweiten Durchgang verhinderte Melzer ein Break zum 0:2, musste aber in seinem nächsten Aufschlag-Game doch sein Service abgeben. Melzer kämpfte zurück, schaffte das Rebreak zum 2:3, doch Nadal gab sich keine Blöße. Nach exakt einer Stunde ballte er die Faust: Das neuerliche Break zum 4:2 war gelungen, elf Minuten später hatte der seit Donnerstag 24-jährige Spanier eine 2:0-Satzführung in der Tasche. Davor hatte kurz ein Zwischenfall im Publikum für die meiste Aufregung gesorgt, ein Zuschauer war kollabiert und die Unruhe zwang zu einer kleinen Pause.

Spätes Erwachen

Doch Nadal ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen. Als der sechsfache Grand-Slam-Sieger auch im dritten Satz schnell 2:0 in Führung ging, schien wieder alles geritzt zu sein für den Favoriten. Schnell ging er 5:3 in Führung. Melzer zeigte in der Folge aber, was ihn in der jüngeren Vergangenheit so stark werden ließ: Er gab einfach nicht auf, servierte ein starkes Game zum 4:5 und nützte ein schwaches Aufschlag-Spiel des Mallorquiners zum 5:5. Plötzlich dachte man unwillkürlich an die Aufholjagd im Viertelfinale gegen Novak Djokovic zurück.

Selbst der vierfache Roland-Garros-Sieger kam nun ein wenig ins Wanken. Melzer stellte auf 6:5 und das Publikum dankte es ihm mit der "Welle". "Das war fantastisch, so einen Moment habe ich noch nie erlebt." Nadal servierte sicher ins Tie-Break, beging aber zum 3:4 einen Doppelfehler, den er bei Aufschlag Melzer mit einem Lob wieder vergessen machte. Melzer: "Da hat er mich überrascht". Bei 6:4 hatte Nadal seine ersten beiden Matchbälle, die Melzer abwehrte, den zweiten mit einem sehenswerten und riskanten Stopp. Bei 6:6 war Melzer nur zwei Punkte vom vierten Satz entfernt, doch Nadal machte doch noch alles in drei Sets klar.

Eurosport-Experte und Tennis-Legende Mats Wilander gab Melzer einen guten Rat mit auf den Weg: "Vielleicht realisiert Melzer jetzt, was er für ein guter Spieler ist, denn er hat hier mit Djokovic die Nummer drei geschlagen. Wenn er das schafft, dann ist er auf jedem Belag gefährlich." Gelobt hatte Melzer auch schon John McEnroe nach dessen Sieg über Djokovic: "Melzer ist die Entdeckung des Tennis-Jahres." (APA)