Ulrich Grober: "Die Entdeckung der Nachhaltigkeit."
Verlag Antje Kunstmann, 2010.
300 Seiten, 19,90 Euro.

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Hans Carl von Carlowitz hieß der sächsische Berghauptmann, der 1713 das Wort "Nachhaltigkeit" erstmals in seiner heutigen Bedeutung verwendete. Im Erzgebirge, einem Höhenzug zwischen Sachsen und Böhmen mit einer langen Bergbautradition, wurde damals das Holz knapp. Carlowitz erhielt den Auftrag, Lösungsvorschläge für eine sichere Versorgung auszuarbeiten und empfahl eine pflegliche, "nachhaltige" Holznutzung.

Es ist keine nüchterne, chronologische Darstellung, die der Publizist Ulrich Grober zu dem gerade jetzt in aller Munde befindlichen Begriff der Nachhaltigkeit liefert. Es ist vielmehr eine assoziative Verkettung zahlreicher Beispiele aus diversen historischen Epochen und aus verschiedensten Gegenden der Welt.

So führt Grober in seinem Buch etwa das Beispiel der Bauern im Senegal an, die selbst während härtester Dürreperioden das Saatgut für das darauffolgende Jahr unangestastet in kleinen Ledersäckchen lassen – als lebensrettende Reserve sozusagen.

Schlimme Klimakatastrophen-paranoia ist Grobers Sache nicht. Gleichwohl enthält sein gut lesbares Buch ein Plädoyer für eine umfassende ökologische Wende: Der "Terror der Ökonomie" soll, wie es an einer Stelle heißt, gebrochen werden. Stattdessen soll es eine naturverträgliche, nach moralischen Gesichtspunkten ausgerichtete Form des Wirtschaftens geben.

Grober wünscht sich einen baldigen Paradigmenwechsel weg vom fossil-nuklearen hin zum solaren Zeitalter. Das Gute an der Sonne, und da hat der Autor nicht ganz unrecht, ist: Es ist genug für alle da. (Günter Strobl/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.6.2010)