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Meniskuseinrisse sind typische Sportverletzungen.

Foto: Reuters/Arnd Wiegmann

Madrid - Probleme mit dem Meniskus sind weit verbreitet - nicht nur unter Sportlern. Eine neue Therapie, bei der der Meniskus durch eine biologische Prothese ersetzt wird, lindert nicht nur die Schmerzen, sondern kann auch der Entwicklung einer Kniegelenkarthrose vorbeugen. Das berichteten italienische Experten beim Europäischen Orthopädiekongress EFORT 2010 in Madrid.

„Wenn es uns gelingt, einen verletzten Meniskus zu ersetzen, statt ihn bloß zu entfernen, dann lässt sich auf diesem Weg auch die Entwicklung einer Kniegelenksarthrose verlangsamen", sagte Maurilio Marcacci (Bologna, Italien) bei der Jahrestagung der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) in Madrid.

Der Meniskus hat die Funktion eines Stoßdämpfers zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Wird er eingerissen oder durch eine andere Verletzung beeinträchtigt, macht sich das durch massive Schmerzen bemerkbar. Dieses Problem hat man bisher vor allem durch eine vollständige oder teilweise Entfernung des Meniskus behandelt. Doch ohne dessen dämpfenden Effekt können erst recht Schmerzen auftreten, oft entwickelt sich auch eine Kniegelenksarthrose - mit weiteren schmerzhaften Folgen. 

Schmerzreduktion durch biologischen Meniskus-Ersatz

Moderne Therapieansätze versuchen daher, den geschädigten Meniskus zu ersetzen, statt ihn zu entfernen. Für eine ausgewählte Patientengruppe sind Meniskus-Transplantationen die Behandlungsoption der Wahl. Das neue Konzept, mit biologischen Prothesen für einen Reparatur- und Regenerationsprozess zu sorgen, hat klare Vorteile gegenüber der Transplantationen eines menschlichen Spender-Meniskus - nicht zuletzt aufgrund der sehr begrenzten Verfügbarkeit menschlicher Gewebe- oder Knorpelspenden. Das Problem stellt sich mit den modernen biologischen Prothesen nicht, denn hier werden Kollagen oder ähnliche leicht verfügbare Materialen, verwendet. Diese biologischen Materialien werden vom Körper abgebaut, während sich eine neue Meniskus-Struktur entwickelt. „Das ist eine biomechanische und eine technische Revolution, die wir hier beobachten", so Marcacci.

Thrombozyten-Konzentrat soll für Regeneration sorgen

Eine andere regenerative Methode bei Kniebeschwerden, die keine Operation erfordert, sind Injektionen mit Thrombozyten-Konzentrat (Platelet Rich Plasma-PRP). Diese neue, insbesondere in der Sportmedizin eingesetzte Methode, wird auch für Wiederherstellung verletzter Sehnen oder Bänder eingesetzt.

PRP wird aus Blut - in der Regel Eigenblut - gewonnen, das für etwa 20 Minuten zentrifugiert wird. Dadurch entsteht hochkonzentriertes Thrombozytenplasma, das dann in das verletzte Gewebe injiziert wird. PRP enthält einen Cocktail von Enzymen und Wachstumsfaktoren, die zu Zellwachstum und -heilung beitragen sollen. „PRP hat sich als sehr hilfreiche Option erwiesen und hat eine Reihe aktiver Bestandteile. Aber wir verstehen noch nicht vollständig, wie der Mechanismus genau wirkt", sagt Marcacci, der aktiv an der Erforschung dieser offenen Fragen beteiligt ist.

Individuell angepasste Therapie

Die für den Einzelfall jeweils optimale Methode zu identifizieren ist eine zentrale Herausforderung für Orthopäden und Unfallchirurgen. „Die für den individuellen Fall optimale Behandlung hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von den Symptomen und der Vorgeschichte des Patienten", so  Marcacci. 

Ein aktiver Sportler mit bereits ganz oder teilweise entferntem Meniskus würde vermutlich besonders von einem biologischen Meniskusersatz profitieren, für einen Mann mittleren Alters mit einem Meniskus-Einriss könnte eine Teilentfernung die bessere Option sein. Für einen Patienten mit einer Sehnenentzündung in der Kniescheibe stellt möglicherweise die PRP-Injektion die beste Erstbehandlung dar, während ein Bänderriss einen Ersatz des Bandes erfordert.
„In Europa stellt all das üblicherweise kein Problem dar, die Patienten werden in aller Regel gut behandelt, weil ausreichend spezialisierte Zentren und Behandler zu Verfügung stehen", sagt Marcacci. Der Europäische Orthopädiekongress EFORT ist für ihn die weltweit führende Medizintagung, wenn es um technische Aspekte von Unfallchirurgie und Sportmedizin geht: „An EFORT beteiligt zu sein bedeutet auch, mit führenden Forschern in diesem Bereich zu arbeiten." (red)