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Abgeordnete der Friedensjirga diskutieren nach den offiziellen Verhandlungen.

Foto: AP/Sadeq

Kabul/Wien - Ein Friedensangebot von Afghanistans Präsident Hamid Karsai an die aufständischen Taliban ist von diesen ausgeschlagen worden. Am Donnerstag töteten Taliban bei einem Angriff auf eine Regierungspatrouille vier Soldaten nahe der afghanischen Stadt Helmand. Bei einem Bombenanschlag der Aufständischen im Bezirk Nawsad starben vier weitere Personen.

Bereits der Auftakt der Kabuler "Friedensjirga" am Mittwoch, bei der Karsai sein Angebot machte, wurde von einer Taliban-Attacke erschüttert. Raketenfeuer und der Bombenanschlag eines Selbstmordattentäters störten den Beginn von Karsais Rede. "Setzt Euch hin, es wird Euch nichts passieren", beruhigte Karsai die Anwesenden. Zwei der Angreifer wurden von der Polizei erschossen, ein weiterer ist in Haft.

Etwa 1600 Delegierte aus ganz Afghanistan hatten sich auf Einladung Karsais in einem Festzelt in Kabul zur traditionellen "Jirga" - einer Ratsversammlung - eingefunden. Diese wird für wichtige Entscheidungen einberufen und besitzt informelle Macht.

In seiner Rede bot Präsident Karsai den Taliban-Fußsoldaten umfassende Amnestien, Jobs und Geld im Gegenzug für Frieden. Den Anführern versprach er freies Geleit. "Wir haben heute begonnen, über eine genau Formel für den Frieden mit den Taliban zu beraten", sagte ein Delegierter.

Am Vorabend der "Jirga" hatten zwei Taliban-Gruppen die Versammlung als reines Schauspiel verurteilt. Beide Gruppen sagten, sie würden erst nach Abzug aller ausländischen Truppen an Friedensgesprächen teilnehmen. In der Stadt Asadabad hatte es Demonstrationen gegeben, nachdem Karsai drei von der Bevölkerung ausgewählte Delegierte nicht zur "Jirga" einlud. Ein afghanischer Jusprofessor hatte die Versammlung im Vorfeld als "Show-Jirga" bezeichnet. (Reuters, apn, red/DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2010)