Die Partner ohrfeigen einander öffentlich: Der scheidende Kurier-Chefredakteur attestiert seiner vielfach größeren Mediaprintschwester Krone zur Burgenlandwahl Wirkungslosigkeit - die Krone dem Kurier schwindende Leser, weil er an ihnen vorbeischreibe. Die Krone schreibe an jenem Teil ihres Publikums vorbei, das sich seine "Urteilsfähigkeit bewahrt habe", kontert der Kurier.

Hinter den Kulissen tönt es verbindlicher, auch wenn man die Trennung sucht. Ein Modell für die Scheidung von Kurier und Krone beschäftigte die Gesellschafter laut mehreren STANDARD-Quellen.

Die Krone gehört zu je 50 Prozent Hans Dichand und der deutschen WAZ-Gruppe. Der Kurier zu gut 50 Prozent Raiffeisen, der Rest der WAZ. Krone und Kurier besitzen die Mediaprint, in der ihre Eigentümer gemeinsam über verlegerische Fragen beider Blätter wie Vertrieb oder Marketing entscheiden. Dichand stört gewaltig, dass der Kurier garantiert 30 Prozent vom Mediaprint-Gewinn erhält.

Scheidungsszenario

Das Scheidungsszenario: Die wirtschaftlich weit gewichtigere Krone übernimmt die 30 Prozent Kommanditanteile des Kurier an der Mediaprint. Preisschätzungen bewegten sich zwischen 90 und (eher) 150 Millionen, sagen Insider. Der Kurier könnte Druck- und Vertriebsverträge mit der Mediaprint schließen. Oder sich neue Partner suchen, etwa Styria (Kleine Zeitung, Presse) oder Österreich. Von Einigkeit über die Trennung aber noch keine Rede.

Bei - atmosphärisch unglücklichen - Verhandlungen darüber boten Familie Dichand und Raiffeisen der WAZ an, ihre Anteile zu übernehmen. Eine Mediaprint mit zwei Eignern könnte sich neu sortieren; Raiffeisenchef Christian Konrad will bei der Krone einsteigen. Die WAZgab für Kaufgebote bis Pfingsten, bis dahin kamen keine. Die Zeit sei "noch nicht reif", sagte Konrad dem Standard.

Der WAZ eröffnen sich derweil neue Bande zu Wien: Der neue Manager einer ihrer Eigentümergesellschaften, Hans-Joachim Riesenbeck, ist Österreichs Honorarkonsul in Nordrhein-Westfalen. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 4.6.2010)